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Sitzung vom 22 Juni 1892.
Leichenbrand. Alle diese Funde gehören in die Koihe der ostgermanisohen Gräberfunde. Früher nannte man sie hier und da Wendenkirchhöfe; das ist aber unrichtig, da die Wenden in der ungeheuren Mehrzahl der Fälle ihre Toten zu beerdigen pflegten, und zwischen Jenen und Diesen gut und gern 1000 Jahre dazwischen liegen.
16. Über die Bedeutung und die Entstehung der Urnen hat schon Thurneisser Betrachtungen angestellt in seiner Schrift:
„Von kalten, warmen und mineralischen Wassern, Erd- gewlichsen etc. etc.“
Manuskript im Königl. Staatsarchiv. Kapitel LXNXIII.
„Es ist aber dieser gegeilt, nicht sonderlichs weit von der Stadt LUbben, ein wunderbarliche Art Häfen, die (wie man sagt) selber also geformiert wachsen sollen, mit denen hat es diese gestalt: Vmb die zeit, wann die Pfingsten vorhanden, sonderlich aber in den Pflngstfeyertagen, gehen die Landtleut mit Stos oder Stap ffsclieuttere n (Stampfscheiten) an dieselbige gegent, vnd so sie in das Erdtreich fast eines Ellenbogen tieff stossen, empfinden sie, wo die Häfen stehen, vnd das also dieser vrsach:
dann gemeiniglich grosse Stein darauff liegen, so umgraben sie mit p ickelen vnd Schauffeln die Pott (dann sie sind weich, also ob sie erst vom Hafner gemacht weren, sind aber nicht feucht), so er nun den Pott vmbgraben hat, lest er jhnen eine kleine zeit stehen, so wird er hart, so er jhn aber anrühret, ehe er erhärtet, zerfelt er wie ein Asch oder staub. Sie sagen mir, das im Winter, Herbst vnd Früling diese. Häfen bei 20 schuh tieff im Erdreich liegen, sollen aber vmb Pfingsten nicht einer Ellen tieff erfunden werden. Ein wunderbarlicher liandel ist dieses, das auch nicht allein einigerley (einerlei) formen Häfen, sondern Handtbecken, Kacheln, Krausen, gros vnd klein, In summa mancherlcy art vnnd gattung, als ob man dis zu marckt tragen solt, der enden gefunden werden, Vnnd das noch wunderbarlicher ist, so findet man etwas Messing ringe, Blei, Kolen vnd andere materi darbey, vnd etwan auch wol darin liegen.
Es ist von diesen mancherley meinung, etliche wöllen das sie also wachssen, welches nicht sein kan, aus der vrsachen, das die Natur nichts so eigentlich contrafeit, wie diese Häfen aber gemacht sind, dann sie sind so fleissig, rundt vnd eben, das man auch strichlein daran sihet, deren dann viel ringvmbher daran sind, als ob sie gedrehet weren. Item, so haben sie jhre handhaben, vnd etliche sind hin vnd wider gerissen, wie dann die Iläfner oder Pöttiger, ihr arbeit zu zerren, im brauch haben, der- halben sie nicht wachssen können, dann so sie wüchssen, so weren jhr nur einerley art, zu dem, weren sie nicht so fleissig gemacht, auch ver- schwünden sie nicht, dan im Winter findt man die gar tieff 1 , im Sommer aber gar hoch vnd nahe an dem tage liegen, welches wol ein natürliche visach haben mag, wegen der Sonnen, dieweil die vmb Pfingsten, wann sie nahe bey uns vnd in dem Zeichen des Zwillings ist, gar krefftig, Im Winter aber, wann sie weiter von vns vnd in dem Zeichen des Steinbocks stehet, schwach ist.------