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Sitzung vom 22- Juni 1802.
17. Auf dem Tische sind noch mehrere ansehnliche bronzene Taul- becken ausgestellt aus der spätgotischen oder Frührenaissancc - Zeit, welche sich im Besitze des Märkischen Provinzial - Museums befinden, und deren Inschriften, soweit sie aus gotischen Minuskeln bestehen, bisher nicht entziffert werden konnten. Herrn Altrichtcr ist cs nun gelungen eine Deutung zu finden. Derselbe verbreitet sich in einem Vortrage ausführlich über diese Schriftzeichen. Es sind lateinische Majuskeln und gotische Minuskeln. Niemals findet sich ein ganzes Wort, und oft sind die Buchstaben aus Raumersparnis zusammenge- zogen oder übereinander gestanzt. Durch Abteilungszeichen sind gewisse Anhaltspunkte für die Entzifferung gegeben. Herr Stadtrat Friedei, welcher sich mit dieser Enträthselung gelegentlich ebenfalls befasst hat, hebt die ausserordentliche Schwierigkeit der Untersuchung und die Ausdauer, welche diese Arbeit fordert, hervor, indem er bemerkt, dass Herrn Altrichtcr schon andere schwierige Deutungen gelungen sind, welche überall Anklang gefunden haben, z. B. des Sacrow-Paretzer Schwerts und der Kyritzor Elle (beide im Märkischen Museum) und spricht dem Entdecker die volle Anerkennung der Gesellschaft Tür seine mühevolle Arbeit aus.
18. Zum Schluss giebt der II. Schriftwart, Dr. Zache, einige Erläuterungen zu der geologischen Karte der Gegend zwischen Oderberg, Chorin und Joachimsthal, welche dem Märkischen Museum von dem Zeichner derselben, Mitglied Pütz, geschenkt worden ist. Diese Karte stellt ein Stück der „Endmoräne“ nach den Annahmen des Herrn Professor Bcrendt dar, die Karte wird durch eine Linie von SO. nach NW. in zwei Teile geteilt, so dass südwestlich derselben die eisfreie Grundmorilnc abgebildet ist, während nordöstlich derselben noch der Gletscher lagert. Die Endmoräne, d. h. die grossartige Anhäufung von rückständigem Gletschennaterial erklärt Herr Professor Ber endt und Herr Dr. Wahnschaffe*) dadurch, dass der Gletscher hier beim Absehmelzen längere Zeit hindurch stationär gewesen sei, so dass Vorrücken und Abschmelzen sich das Gleichgewicht gehalten haben. Es werden aber keine Gründe dafür angegeben, warum dies gerade hier geschehen sein soll. Herr Dr. Zache sieht nun die Ursachen für die grossartige Anhäufung von Gletschennaterial in dem tertiären Hemmnis, das sich bei Freienwalde dem Gletscher entgegenstellte; hier ragte das Tertiär beim Anrücken des Gletschers mit einer breiten Front in seiner höchsten Erhebung 130 m ca. über dem Meeresspiegel empor. Gegen diesen Wall musste sich der Gletscher schieben und solange sich aufthürmen bis die Höhe desselben erreicht war, um dann seinen Weg über ihn weg nach BW. fortzusetzen. In Oderberg und Liepe geht das Diluvium bis anf den Oderspiegel hinab und erreicht in seiner höchsten Lage nur 120 m, während die höchste, Stelle des Barnim über Freienwalde 152 m Meereshöhe hat. Es lehrt diese Höhendifferenz, dass der Gletscher die Niederung vor dem Hindernis nicht völlig erst ausgefüllt hatte, sondern dass er sich wahrscheinlich mit sanftem Anstieg hinübergeschoben hatte, was wohl wegen des gewaltigen Druckes von hinten
*) Die Ursachen der Oberflächengestaltung des Norddeutschen Flachlandes, von Dr. J. n ahnschaffe, Stuttgart, Engelhorn 1891.