Die Wanderfahrt nach Brandenburg a. H.
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erklärlich ist. Diese Mulde auf dem Gletschereise nordöstlich von Freienwalde ist nun aber weiter wichtig, da sie beim Abschmelzen sofort die Schmelzwasser aufnehmen und weiterführen konnte, wodurch sie die erste Ursache wurde für das Eberswalder Hauptthal, das hier dann immer weiter vertieft werden konnte.
19. Nach der Sitzung freie Vereinigung im Ratszimmer des Berliner Ratskellers.
Bericht über die Wanderfahrt nach Brandenburg a. H. am 26. Juni 1892.
Zur festgesetzten Zeit hatten sich einige vierzig Teilnehmer, darunter eine grosse Anzahl Damen auf dem Potsdamer Bahnhofe eingefunden, obgleich unterwegs vereinzelte Regentropfen gegen die Scheiben schlugen, so blieb das Wetter doch während des ganzen Tages günstig. Zur fahrplan- mässigen Zeit trafen wir in Brandenburg ein und wurden hier auf dem Bahn- of in der liebenswürdigsten Weise von einer Zahl Herren und Damen in impfang genommen und im Wartesaal von Herrn Bürgermeister Hammer lurch eine kurze Ansprache beehrt, in welcher er Namens der Stadt und des historischen Vereins zu Brandenburg die Gäste begrüsst und hervorhebt, dass ilie Einheimischen es wohl zu würdigen wissen, wenn der junge Verein die alte Kur- und Hauptstadt zu seinem ersten Ausfluge sich ausgesucht habe, er wünsche, dass die Stunden allen recht freundlich und angenehm vergehen möchten. Herr Stadtrat Friede 1 dankt als Vertreter der Stadt Berlin und als II. Vorsitzender, da sowohl der Ehrenpräsident von Levetzow als auch der I. Vorsitzende Bürgermeister Zelle verhindert seien und bittet sofort an die Arbeit gehen zu wollen, indem des Sehenswerten so ausserordentlich viel sei.
Vom Bahnhofe führten uns die Herren die Schützenstrasse entlang durch das Annenthor in die Stadt, hinter welchem dann sofort links abgebogen wurde, so dass wir neben dem Schleusengraben zu unserem ersten Ziel der Kirche St. Pauli gelangten. Auf dem ehemaligen Klosterhofe gab Herr Kaufmann Ernst Riedel eine klare Geschichte der Kirche und eine Erläuterung des Bauplanes der umgebenden Gebäude. Die früheren Klostergebäude dienen heut bürgerlichen Zwecken und sind niedrige Häuser aus Fachwei'k; das Refektorium und die Bibliothek waren leider unzugänglich. Die St. Paulikirche wurde 1280 gegründet und am 11. Oktober 1560 als evangelische Kirche eingeweiht, worüber eine Gedenktafel unter dem Brustbilde Joachims II. berichtet, letzteres ist das älteste Denkmal, das einem branden- burgischen Fürsten in unserer Gegend von seinem Volk errichtet worden ist. Die Kirche selber ist im gotischen Stile erbaut und zeichnet sich durch grosse Einfachheit aus, die Technik ist nach Geheimen Baurat Adler eine ausgezeichnete. In dem innern Fenster befindet sich eine prächtige Glasmalerei aus dem 14. Jahrhundert, welche Geschichten aus dem Neuen Testament darstellt. Mit der Kirche eng verbunden ist der Kreuzgang, welcher einen engen