Heft 
(1892) 1
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Briefkasten.

Märkische Sesshaftigkeit. In Schmöckwitz bei Berlin wurde vor einigen Wochen ein Dienstknecht aufgefordert, «ich zu einer Tiigfahrt in Tempelliof zu gestellen. Tempelhof ist von Schmöckwitz etwa .4 Meilen Chausseewegs entfernt, auch von dort bekanntlich leicht mit der Eisenbahn zu erreichen. Gleichwohl erklärte der zwanzigjährige, keineswegs schwach­sinnige junge Mann, er werde den Weg nicht linden und könne ihn auch nicht linden, da er noch niemals in seinem Leben aus seinem Dorf hinaus- gekommen sei. Es blieb schliesslich Nichts übrig, als dem Manne für den Hin- und Rückweg von Amtswegen einen Begleiter .mitzugeben. Also ge­schehen vor der Bannmeile Berlins im .Jahre des Heils ls!»-\

Ernst Friedel.

Briefkasten.

(Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt.)

«

Herrn St. V. W. G VomMoabiter Berg sind noch Reste im Borsigschen Garten an der Ecke der Stromstrasse und Alt Moabit nahe der Spree vorhanden. Unter dem dort vorhandenen alten Baum soll der Alt** Fritz sich einmal aufgehalten haben, um die Aussicht zu gemessen.

F. M. ln den germanischen Todtenurnon bildet man die ausge­glühten Knochenteile, welche nach der Verbrennung der menschlichen Leichname von deren Gebeinen übrig geblieben und in jenen Gefässen aut bewahrt werden, mitunter in einer gewissen Absicht so zwar geordnet, dass die wenigen Bruchstücke des Schädels zu oberst, die Reste der Beinknochen zu unterst liegen.

Herrn B. M. Ob jemals festgestellt worden sei, dass die wendischen oder germanischen Leichenbrandurnen ganz frei von einer Bedeckung, sei es Sand, sei es eine Steinpackung gestanden V Es ist kein dergleichen Fall bekannt. Die meist durchlässige Beschaffenheit und der selten mit gut passenden Deckeln versehene Verschluss der Todtenumen, endlich die Zer­brechlichkeit der letztem widersprechen dein Gedanken einer Aufstellung der Bestattungsgefässe ganz im Freien vollständig. Es wird auch bei den germanischen Völkern, wie bei anderen antiken Völkern, als pietätlos ge­golten haben, die Geiasse mit den Gebeinresten ihrer Angehörigen unverhüllt und ungeschützt, jeder Unbill der Witterung, den Tieren und rohen Menschen preisgegeben, aufzustellen.

Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Demminerstrasse (54. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P Stankiewicz' Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.