Heft 
(1892) 1
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Bericht über die Wanderfahrt nach dem Tegeler See etc.

wenig verminderter W'assermasse fortstrümend, sielt anschickt, unter den Mauern von Spandau ihren Schwesterfluss, die Spree, in sielt auf­zunehmen. Ein Inselchen dieser Ilavel, der Grosse Wall, nicht mehr dem Tegeler Miniatur-Archipel zuzurechnen, trügt hier seit ganz Kurzem einen Holzbau, Cafe Helgoland benamset. Man erblickt in der Ent­fernung die dicht geballten Baumkronen des artilleristischen Experimental- zwecken gewidmeten Eiswerders, der hin und wieder vulkanisch ex­plodierend, die gefurchte Stirn Bellonas in die heitere Friedenslandschaft hineinblicken lässt. Man erblickt ferner den jetzt umgebauten und ver- grösserten Salzhof, während des letzten Krieges eine Hauptstation fran­zösischer Gefangener; zuletzt die alte Veste Spandau, ominösen Ange­denkens, selbst, wie sie mit ihrem reform-historischen Kirchthurm, dem jetzt die Nadel eines zweiten, des der neuerrichteten Garnisonkirche, von gleicher Höhe hinzugefügt worden ist und mit ihrem schützebergenden Juliusthurm, eigentlich doch weniger drohend daliegt, als ihrem Kuf nach zu erwarten wäre. Ganz hinten, den mittäglichen Horizont stim­mungsvoll abschliessend, verdämmert in duftiger Ferne der blaue Hügelzug der Grunewaldforsten.

Alles dies jedoch bleibt uns im Kücken. Wir umsegeln die in zwiefachem Vorsprunge abstürzende Tegeler Spitze. Von da an erstreckt sich nordwärts in fast meilenweiter Ausdehnung eine Uferstrecke, die noch vor wenigen Jahren den ausgesprochensten Charakter eines Öd­landes trug; oft in ihren Ku sseldic kichten ein zweifelhaftes Asyl frei­willig oder gezwungen Obdachloser. W r eiche Verwandlung seitdem!

Die Tegeler Spitze selbst ist zu einer rasch aufbliihendeu Colonie von zwar nur wenigen Villen, aber desto zahlreicheren Gasthäusern geworden; sie führt nun den Namen Tegelort. Weit über sie hinaus bevölkert sich schon der Waldrand mit zur Stunde noch isolierten Neubauten. Die grossartigen, wenn auch unschönen Colbergschen Eisschuppen mit da­nebenstehender Nachbildung eines kleinen Eeuchtturms zurücklassend, gewahren wir am Strand Jörsfelde als jüngste, Schlösschen Waldburg und Conradshöhe als schon länger bestehende Siedelungen, von welchen jede wieder, wie ein Kernpunkt, andere lläusergründungen von sich aus­strahlen lässt. Die ausgedehnten, von der Spandauer Heide umrahmten Rustwiesen bleiben links liegen. Es geht an dem altersgrauen Pfahlbau eines Aalwehrs vorüber hinein in immer mehr sich ausbreitend»' Wasser auf die, bei Sandhausen, die teils kahle, teils tichtengekrönte Hügelkette der Bamberge, ihren letzten Ausläufer, den Schifferberg, weit vorschiebend, trifft. Gegenüber zieht der von den Berliner Botanikern seines Kräuter­reichtums halber gesclrätzte Eichwald der Papenberge sanft geschwungene Wellenlinien.

Wer nie gesehen hat, mit wie einfachen Mitteln unsere märkische Natur ihre besten Wirkungen durch nichts Anderes als Sand, Kiefern,