Kleine Mitteilungen.
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die iin Aussterben begriffen ist, namhaft zu machen. Es handelt sich dabei sowohl um Fundstellen, wo die Wassernuss noch lebend, wie um solche, wo sie fossil, z. B. im Torf, vorkommt. Auch die Angabe ausserdeutscher Vorkommnisse ist sehr erwünscht. Ernst Friedel.
Gegen Bücherdiebe. Als ich auf dem Friedrich Werderschen Gymnasium von 1846 bis 1856 die Schulbank drückte, war es sehr verbreitete Sitte, in die Bücher auf der Innenseite der Deckel Verwünschungsverse gegen das Entwenden der Bücher zu schreiben. Ich entsinne mich, selbst in mehrere meiner Bücher folgende altüberlieferten Zeilen geschrieben zu haben:
Dieses Büchlein ist mir lieb,
Wer es stiehlt, der ist ein Dieb,
Wenn er hängt, so ist mir’s recht,
Er sei Herr oder Knecht.
Ist diese Sitte unter der heutigen Schülerschaft noch verbreitet?
Einen lungeren derartigen Diebessegen führt unser Ehrenmitglied Wilhelm Schwartz, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, II. 1892 S. 85, an.
Ernst Friedei.
Die letzte der Moabiter Gondeln. Früher war es ein Ilauptver- gnügen der Berliner, von den Zelten an der Spree aus nach dem erst seit 18G0 in Berlin einverleibtcn Stadttheil Moabit zu fahren und, sei es an der Moabiter Brücke, sei es noch weiter stromabwärts, zu landen, um eins der Lokale zu besuchen, „wo Familien Kaffee kochen“, wo es sehr gemütlich, mitunter aber auch sehr laut zuging, nach einem geflügelten Berliner Witzwort „grüne Aale und Gurkensalat“ aber auch „Keilerei und Gartenvergnügen“ gab. Auf den Gondeln pflegte ein Leierkastenmann zu sein und die Überfahrenden mit Drehorgelmusik und Gesang zu erfreuen. Bei Tage pflegten die neuesten Mordthatcn besungen zu werden, des Abends wurden sentimentale Liebeslieder vorgetragen. Im Anfang der achtziger Jahre ist diese Moabitische Eigentümlichkeit zu Grunde gegangen; der Dampferverkehr auf der Spree gefährdete die nicht mit Peetzen geruderten, sondern mit Stangen oder „Rudeln“ (für „Rudern“) gemächlich gestossenen Gondeln, der Anlegestellen und kleinen Gartenlokale an der Spree wurden immer weniger, und die bequemen, billigen Strassenbahnen nach Moabit, sowie die Neigung, weiter ins Freie hinaus zu ziehen, thaten das übrige, um das edle Moabiter Gondel- Vergnügen ganz einschlafen zu lassen. Anfänglich lagen noch ein paar Gondeln mit ihren bemoosten Häuptern am Zelt No. 1, dann weiter stromabwärts in dem „Die Wulwelanke“ genannten Altwasser der Spree und an der Janickeschen Werft, welche jetzt zwecks Verbreiterung der Kirchstrasse hart an der Moabiter Brücke vom Magistrat angekauft worden. Alle diese Fahrzeuge, meist mit grimmigen, beturbanten Türkenköpfen oder holdselig lächelnden Jungfrauköpfen, wie mit einem Gallion, am Vordersteven ausgestatteten Gondeln sind längst strompolizeilich als Wracke kondemniert, zusammengeschlagen worden und den Weg allen Brennholzes gewandelt. Nur im Besitz der Schiffbauer Jordanschen Erben an der Spree unterhalb der Gotzkowsky-Brücke hat sich noch eine solche Gondel erhalten. Es war ein