Bericht über die Sitzung im JagdschlossGrunewald.
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kennen. Es ist anzunehmen, dass die Rüdersdorfer Kalksteine für den Schlossbau vom Wann- und Nikolassee her auf Prahmen angefahren wurden.
Den geschichtlichen Vortrag hatte der I. Schriftwart, Ferd. Meyer, übernommen. Da derselbe durch Unwohlsein behindert war, so wurde das von ihm eingesandte Manuscript durch Herrn Custos Buchholz wie folgt vorgetragen:
Zur Geschichte des Jagdschlosses Grunewald.
Dreihundert und fünfzig Jahre sind wie verschwindende Schatten fast spurlos vorübergezogen an dem turmartigen Gemäuer des still gewordenen Schlösschens im „grünen Wald“. Mit seinen ewig grünen Föhren, dem Uaubholz und Fichen sich gesellten, und mit seinen schilf- umkränzten Seen bildete derselbe einen Teil jener Urwaldung, die zwischen den einst wendischen Orten Köpenick und Spandau sich ausdehnte.
Kurfürst Joachim II. pflegte als leidenschaftlicher Jäger den Spandauer Forst mit Vorliebe zu durchstreifen; und hier — am breiten, see- umspülten Fasse der Waldhöhe, wo er, der Tradition zufolge, einst zwei kämpfende und mit den Geweihen unlösbar zusammengeratene Hirsche erblickt haben soll — Hess er vor nunmehr B50 Jahren den „ersten Stein“ zu dem von Caspar Theiss erbauten Schloss legen. Mit jener Version wird auch das über der Eingangspforte des turmartigen Vorbaues befindliche Sandsteinrelief in Verbindung gebracht, dessen Unterschrift lautet:
„Nach Christi Geburt 1542, unter Regierung des Kaiserthums Carls V., hat der Durchlauchtigste Hochgeborene Fürst und Herr Joachim II., Markgraf zu Brandenburg, des heiligen Römischen Reiches Oberfeldhauptmann, dies llaus zu bauen angefangen, und den 7. März den ersten Stein gelegt und zum grünen Wald genannt.“
Uber dem Relief prangt das kurfürstliche Wappen; die Sonnenuhr im Giebelfelde sieht sich erst seit etwa einhundert Jahren an der Ausübung ihres Berufes durch die riesigen Kronen der sie überschattenden Kastanienbäume verhindert, von denen das dritte Prachtexemplar vor mehreren Jahren dem Sturm zum Opfer fiel.
Jagdschloss Grunewald ist auch um deshalb von nicht zu unterschätzendem Interesse, als es das erste im Stil der deutschen Renaissance errichtete Bauwerk auf märkischem Boden ist. Es veranschaulicht uns ferner (wenngleich nur in kleinem Umfange) den erst später zur Ausführung gelangten Berliner Schlossbau desselben Meisters, mit der gegen den Schlossplatz gewendeten (von Schlüter später umgebauten) stattlichen Fassade.