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Bericht ttbei ilie Sitzung im JaK<l#chloM (inmewahl.
Auch sein eigenes Heim, Heiligegeistsrasse 10, errichtete Theiss sich nach dem Master des Jagdschlosses Grunewald: seit einem Jahrzehnt erhebt sich dort ein moderner Prachtbau, geschmückt mit einer Ge- dächtnistafel. Längst verschwunden auch ist das ihm vom Kurfürsten gewidmete Epitaphium, „links am dritten Pfeiler“ in St. Nicolai; dagegen haben wir die vornehme Erscheinung seiner Gestalt auf dem einst vielumstrittenen Sandstein-Relief rechts an der Hallenwand des turmartigen Vorbaues überkommen. Professor v. Sallet hat auf Grund der Medaillon- Portraits Joachims II. nachgewiesen, dass die mittlere der drei Figuren, welche den mächtigen „Willkomm“ mit der Aufschrift „Theiss, es gilt“ diesem entgegenhält, nicht! etwa den Kellermeister (dagegen s auch
die ehrerbietige Stellung Theiss’), sondern den lehcnshritereu _ Bauherrn selbst darstellt. Auch der bislang unbekannt gebliebene Conz Buntschuh mit der „kleinen Flasch in der Tasch“ (dessen Profil- kopf übrigens eine frappierende Ähnlichkeit mit unserm Altmeister Adolf Menzel verrät) ist durch eine im Geh. Staatsarchiv aufgefundene Urkunde als der zweite Baumeister des Kurfürsten festgestellt worden.
Eine grössere Anzahl von Steinmetzzeichen der hier beim Bau beschäftigt gewesenen Steinmetzen hat unser Mitglied Herr Bildhauer Carl Schütz in Gips abgeformt und dem Märkischen Provinzial-Museum zugewendet. Dort auch befindet sich eine von demselben Künstler in Wachs bossierte Nachbildung jenes Sandstein-Reliefs und des turmartigen Schlossvorbaues.
Unter Kurfürst Johann Georg errichtete der 1578 in dessen Dienste getretene Baumeister Graf Rochus zu Lynar die das Jagdschloss im weiten Viereck umscldiessendcn Baulichkeiten. Dadurch fand eine Vergrösserung des llofraumes statt: denn von der rundbogigen Eingangsthür zur seitwärts gelegenen einstigen Kapelle mit ihren hohen, von einer Mittelsäule getragenen Gewölben die Kapelle wurde später zur Küche umgewandelt - zieht sich unter dem gepflasterten Hofraum das aus mächtigen Eichenstämmen und Feldsteinen gebildete Fundament der ursprünglichen Mauer am Schlosse vorüber.
Bald nach dem Tode Joachims II. kam die Sage von der „weissen Frau“, als Geist der „schönen Giesserin“ Anna Sydow, auf.
Nach dem am 2. Januar 1671 erfolgten Hinscheiden des Fürsten liess Kurfürst Johann Georg die Sydow zu lebenslänglicher Gefangenschaft nach der Veste Spandau bringen, woselbst sie auch vier .fahre später, am 16. November 1575, im „Gefencknus“ verstarb. So meldet die Cölnische Stadtschreiber-Chronik. Die Sage aber bemächtigte sich des tragischen Endes der unglücklichen Frau in schauerlicherer Welse. An der Wasserseite des Jagdschlosses Grunewald führte eine zweite, schmalere Wendeltreppe ebenfalls bis zu den obersten Gemächern. Der Umstand nun, dass die Eingangspforte zu dieser Treppe früher oder