Heft 
(1892) 1
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Das Dreimännerrelief im Jagdschloss Grunewald.

Ausschussmitglied, Custos Buchholz, knüpfte hieran einige Er­läuterungen. Die angebliche Sonnenuhr im Giebelfelde kann nur als Ornament in Form eines Uhrzitterblattes betrachtet werden, da ihre Ziffern regelmässig und nicht nach dem Schatten der Sonne gestellt seien. Die bauliche Untersuchung der angeblichen Kapelle habe ergelien, dass sie weder gleichaltrig mit dem Schloss, noch überhaupt jemals als Kapelle angelegt worden sein kann, vielmehr lediglich als ein Feuerungs­und Räucherungs-Raum gedient haben müsse. Die Deutung des Theiss- Reliefs bleibe auch sehr zweifelhaft (die Bedenken des Vortragenden decken sich zum grossen Feil mit den nachfolgend abgedruckten Äusse­rungen des Professor Dönitz). Über die Einzelheiten der Mär von der Vermauerung derschönen Giesserin bestehe die Lesart, die Kurfürstin Hedwig habe den Augenblick, in welchem die Sydow die Treppe be­treten hatte, um in das obere Stockwerk zu gelangen, benutzt, um oben und unten gleichzeitig den Ausgang absperren zu lassen, worauf dann die völlige Einmauerung stattfand. Wie wenig Unterlage solche Volks­sagen oft haben, ergiebt der ölten erwähnte Bericht von dein Tode der Giesserin in Spandau; zugleich aber auch das Bestehen einer anderen Sage von der vermauerten Treppe, nach welcher dort die Gebeine eines am Hofe Joachims angesehenen Ritters verborgen seien, der dem Zorn Joachims ein Opfer geworden war.

Die Versammlung nahm nun die Einzelheiten innerhalb des Schlosses, dessen Räume mit zahlreichen Hirschgeweihen und anderen Jagdbeute­stücken, namentlich auch mit Gemälden aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Spiele und Jagdscenen darstellend, ausgestattet sind, in Augenschein und zog sich dann wieder nach dem Restaurant Paulsborn zurück, von wo der Heimweg über Bahnhof Grunewald angetreten wurde.

Das Dreimännerrelief im Jagdschloss Grunewald.

Von W. Dönitz.

So oft das Dreimännerrelief im Jagdschloss Grunewald öffentlich besprochen worden ist, hat es Veranlassung zu den verschiedensten Deutungen gegeben, und immer noch hat man sich nicht darüber einigen können, wen die drei Männer vorstellen sollen. Aber es lässt sich auch nicht verkennen, dass die bisherigen Beurteiler manches ausser Acht, gelassen haben, was im Relief selber und in den darunter stehenden Versen enthalten ist. Zweck dieser Zeilen ist es nun, auf diese bisher