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Das Dreimtlunerrcüef in» Jav'lHchloKw »iruncwahl.
des ihm zugemuteten Trunkes ausdrücken. Jedesmal aber, wenn diese Ansicht einem grösseren Kreise von Beschauern vorgetragen wird, stosst sie auf Widerspruch. Man glaubt nicht, dass der Kurfürst in Hemds- ärmeln mit seinem Baumeister getrunken habe, und noch viel weniger, dass er sich bildlich genule so habe »larstellen lassen. Man muss hinzufügen, dass der Kurfürst sich niemals würde öffentlich so gezeigt haben, und um eine öffentliche Handlung dreht sich die ganze Darstellung. Das entnehmen wir aus der in den Versen ausgesprochenen Befürchtung: Es möchte sonst ein grosses Lärmen daraus werden. Diese Worte zeigen klar, dass es sieh um eine grössere Versammlung handelt, vor welcher ein feierlicher Trunk aus dem Willkomm gethan werden soll.
Wenn also die durch v. Sallet vertretene Ansicht s»hon der nineren Wahrscheinlichkeit entbehrt, so wird sie aus dem Belief selber direkt widerlegt. Die Mittelfigur reicht nämlich keineswegs den Willkomm der andern hin. Wer mit der künstlerischen Darstellung der Bewegungen des Gebens und Nehmens vertraut ist, stellt sofort, dass die Mittelfigur das Gelass nicht weggiebf oder weggeben will, sondern nimmt. Man sieht ferner, dass sie das Gefäss auch nicht von dem andern entgegennimmt, denn dann würde dieser andere Bi'wcgungen machen müssen. Die Mittelfigur muss daher den Willkomm wo anders hernehmen, etwa von einem Tische oder von einem Sims herab. Man sehe nur, die linke Hand erfasst den oberen Rand, die rechte ist fest um den Bauch des Gefässes gelegt. So erfasst man einen bauchigen Gegenstand, den man auflieht oder herunternimmt.
Sehen wir uns nun die dritte Figur näher an. Die linke Hand hat sie bis zur Kopfhöhe erhoben, die Handfläche der Mitteltigur zugekehrt: sie macht also eine abwehrende Bewegung, entsprechend dem Verse: Was soll die kleine Flasch’. Mit der rechten Hand weist sie auf den Humpen, entsprechend dem Verse: Dieser Willkomm muss zuvor heraus. Da ausserdem der Mund dieser Figur ein weidg geöffnet ist, so erscheint es wohl hinreichend erwiesen, dass gerade dieser Figur die Begleitverse in den Mund gelegt werden. Da die Verse sich aber direkt an Casper Theys richten, so muss auch im Relief der Angeredete Casper Theys sein, und das ist die Mitteltigur. Mit einer andern Deutung liesse sich auch die Inschrift auf dem Gefäss nicht in Einklang bringen. Die Worte: „Cas Theys, es gilt“ haben doch sicher nicht auf dem Gefäss gestanden, sondern sind ein erklärender Zusatz, der besagt, dass Casp. Theys den Willkomm leeren soll. Also ist derjenige, welcher ihn in Händen hält, eben Theys. Und das Alles kann man viel einfacher und kürzer aus- drücken, wenn man sagt, dass die Inschrift auf dem Gefäss gerade so viel heissen soll wie: „Dieses hier ist Casper Theys.“
Nun fragt sich’s noch, wen stellt der Redende dar? Ferdinand Meyer sieht in ihm den Kurfürsten. Alter das ist doch nur eine Ver-