Per grosse Schwieloch-See in (1er Nieder-Lansitz und seine Umgebung. H9
Der grosse Schwieloch-See in der Nieder-Lausitz und seine Umgebung.
Von Dr. Eduard Zache.
Nur bruchstückweise ist die märkische Landschaft bisher zum Gegenstände einer Darstellung gemacht worden, und noch niemals ist der Versuch unternommen worden, einen grösseren Abschnitt aus derselben im Zusammenhänge und seiner Entstehung nach zu beschreiben.
Auf einer physikalischen Karte der Mark Brandenburg fällt jedem sofort das merkwürdige Verhalten der Spree in der Nieder-Lausitz auf. Bis an das südliche Ende des Spreewaldes bewahrt dieselbe ihre Siidost- Nordwest-Kichtung. Im oberen Spreewald tliesst sie von Ost nach West, im unteren, nördlich von Lübben, biegt sie nach Norden um und hält in dieser Wichtung aus bis zum Neuendorfer See; hier macht sie abermals eine Wendung und zwar nach rechts, so dass wiederum bis zum grossen Schwieloch-See ihr Lauf, diesmal allerdings entgegengesetzt, von West nach Ost gerichtet ist. Von dort aus strömt sie bis zum neuen Oder- Spree-Kanal nach Norden. Gegen Osten hin bildet die untere Neisse und die mittlere Oder mit ihren Süd-Nord gerichteten Strombetten die Grenze eines natürlichen Abschnittes.
Den Mittelpunkt dieses Abschnittes nimmt der grosse Schwieloch- See ein. Er ist 8 1/2 km lang und an der breitesten Stelle bei Zaue 2 1/2 km breit, er hat eine Oberfläche von 1133 ha. Die mannigfach gebuchteten und gesell weiften Uferränder sowie die fast überall ganz flache Böschung lehren, dass er seine Entstehung durchaus nicht dem strömenden Wasser zu verdanken hat, sondern dass hier in der tiefsten Stelle der Landschaft ein natürliches Sammelbecken aller Tage- und Ouellwasser entstehen musste.
Hierfür spricht auch die geringe Tiefe, denn er ist nach v. d. Borne nur 20 m tief. Die grösste Tiefe soll in dem südlichen Zipfel vorhanden sein, der eine Art Anhängsel bildet, denn er ist durch eine weit vorgeschobene Landzunge von dem Hauptsee abgetrennt und führt den Namen „Bomme“. In dem mittleren, dem breitesten Teile zwischen Speicherow und'Zaue tauchen aus der Wasserfläche einzelne flache Inseln empor, und mehrere Untiefen verraten sich durch das unter dem Wasserspiegel hervorleuchtende Grün von Wasserpflanzen. Das Ackerland erstreckt sich fast überall bis an den Wasserspiegel hinab und es ist schon vorgekommen, dass bei plötzlichem Steigen des Sees die Getreidefelder unter Wasser gesetzt worden sind. Nur an wenigen Punkten erhebt sich das Ufer schärfer und zu einer auffälligen Höhe aus dem Seespiegel