Heft 
(1892) 1
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Kleine Mitteilungen.

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merkbar; sie klagte Uber Lähmung der Augenlider und eigenartiges Prickeln und Stechen im Augapfel, und es währte nicht lange, da war die Sehkraft auf beiden Augen erloschen. Nach ärztlichem Gutachten ist keine Hoffnung auf Wiederherstellung des Augenlichtes vorhanden. Das unglückliche Kind soll nunmehr der kgl. Blindenanstalt überwiesen werden. B. T. 6. 8. 1892.

2. Aus dem Spandauer Stadtwald erzählt derAnz. f. d. Havelland im Januar 1889: Die Kreuzotter, die in unserer städtischen Forst nicht selten ist, verkriecht sich bekanntlich mit dem Eintritt kälterer Witterung, wo sie ein frostfreies Winterquartier, meist in den Höhlungen unter alten Bäumen, aufsucht und dort den Winter in einem ermatteten, aber nicht völlig erstarrten Zustand zubringt. In einem Revier, das besonders reich an Kreuz­ottern ist, fanden nun vor einiger Zeit mit dem Ausroden von Baumstämmen beschäftigte Forstarbeiter nicht weniger als 34 dieser gefürchteten Gift­schlangen, und zwar nicht einzeln, sondern gemeinschaftlich, in einem Falle sogar neun Exemplare unter einem Stamm. Selbstverständlich wurden die gefährlichen Tiere sämmtlich getödtet.

3. Landeshut (Schlesien), 26. Juli. Schlangenfang. Der Kreuzottern­

fang im hiesigen Kreise ist trotz Herabsetzung der Prämie von 50 Pf. auf 25 Pf. für das Stück noch immer im Gange, natürlich nicht mehr so schwung- reich wie die erste Zeit, denn die giftigen Reptile scheinen doch schon etwas decimirt zu sein. Bis zum letzten Sonnabend waren nach derBr. Z. in diesem Jahre für nahezu 1100 gefangene und getödtete Kreuzottern Prämien auf dem hiesigen Landratsamte bezahlt worden. Von diesen 1100 Stück ist für circa 800 Stück bis Ende Mai der bis dahin übliche Preis von 50 Pf. das Stück bezahlt worden; von Liebau wurden innerhalb drei Tagen allein 103 Stück Kreuzottern eingeliefert. B. T. Bl. 29. Juli 1891.

4. Von einer Kreuzotter gebissen. Der unweit des Görlitzer Bahn­hofs wohnhafte Tischler L. machte am letzten Sonntage mit seinen Kindern eine Landpartie nach Johannisthal. Nachdem man die hübschen Wald­partien wacker durchstreift hatte, rastete man mitten im Walde. Dicht neben dem einen Knaben raschelt es plötzlich am Boden und man erblickt eine Kreuzotter, welche eiligst entfliehen will. Auf Bitten seiner Kinder fängt nun der Vater mit vieler List und Mühe die Otter ein, und in ein Taschen­tuch gebunden wird sie voll Freude mit nach Hause genommen. Dort an­gekommen, weist man ihr den Aufenthalt in einem leeren Bierglase an. Die Frau des Tischlers aber, welche noch niemals eine Otter gesehen haben wollte, nimmt darauf das Glas in die Hand, um auch ihrerseits das Tierchen zu besichtigen. Mochte sie nun mit den Fingern jener zu nahe gekommen sein, oder hatte das rasche Emporheben des Glases die Otter erregt, kurz, dieselbe erhebt sich auf einmal züngelnd weit aus dem Glase heraus. Laut schreiend fährt die Frau zurück, aber leider war es zu spät, und schon fühlte sie mit stechendem Schmerze den Biss des Reptils an ihrem Arme. Bald darauf zeigte sich an der Bissstelle eine äusserst schmerzhafte und heftige Geschwulst, die trotz kalter Umschläge fortwährend zunahm. Auf Zureden mehrerer Hausbewohnerinnen, welche mit einer ganzen Reihe guter Ratschläge