Heft 
(1892) 1
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Kleine Mitteilungen.

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der Provinz. Sonderbarer Weise werden nämlich bei uns, worauf ich in meinen * Wirbeltieren der Provinz Brandenburg S. 23 (188fi) bereits auf­merksam gemacht habe, nur alte und grosse Tiere gefunden. J. II. Schulz, Fauna Marchica, 1845 sagt S. 443: .selbst bei Lankewitz und Tempelhol nahe Berlin haben wir sie gefunden. Die Fundstelle ist also bereits, so zu sagen, klassisch. Das wohlgenährte Tier scheint ein Männchen zu sein.

Berlin, 7. 9. 1892. E. Friedei.

Bitte um Angaben von neuen Fundstellen der Wasser- Schildkröte. In meinenWirbeltieren (Berlin 1885) S. 23 vermerkte ich folgende Fundstellen von Kmys lutaria:

.Tegeler See bei Berlin, Lankwitz und Tempelhof bei Berlin, Picheiswerder bei Spandau, Havel und Havelseen bei Potsdam, Buckow in der Märkischen Schweiz, Müggelsee bei Friedrichshagen und Hahnsdorf, Dahme bei Griinnu, See bei Rheinsberg, Eber sw aide, Freienwaldc a ()., Licpe a ()., Oderberg i/M. (überhaupt in fast allen Seeon des Kreises Angermünde, Flössermeistor Mielentz), Selbelang und Brieselang im Osthavelland, Frankfurt a/O., Bernstein i. d. Neu­mark, in den Seen bei Lauchstädt und Dolgen, unweit Friedeberg i. d. Neumark. Fossil aus dem alluvialen Süsswassermergel bei Ilerms- dorf nahe Berlin, im Märkischen Museum.

Hieran schlicsse ich folgende nachträgliche Beobachtungen:

Auf den Geleisen der Niederschlesisch-Märkischen Bahn bei Hahns­dorfe r Mühle wurde ein grosses Exemplar gefunden.

Fischer Ziekow fing ein sehr grosses Tier mit dem Netz bei Tegel­ort im Oktober 1887, Mitteil, des I)r. Carl Bolle.

Im Landgraben bei Sorau, siehe Verhandlungen der Berl. Ges. für Anthropologie 1878, S. 313.

Bei Lenzen a/E., vergl. No. 1 dieser Mitteilungen.

In Charlottenhof bei Potsdam war bis in die sechziger Jahre hinein nahe dem Hofgärtnerhause ein Teich, in welchem sich viele grosse und stattliche Wasserschildkröten aus den Potsdamer Gewässern befanden, deren Pflege dem Hofgärtner Nietn er oblag. Damit das die Tiere gern fütternde Publikum dieselben besser sähe, waren die Kückenschilder in phantastischer Weise roth und blau bemalt, was den Tieren ein höchst seltsames Aussehen gab. Als die Kronprinzessin Viktoria, .jetzige Kaiserin Friedrich, im Neuen Palais ihren Sommeraufenthalt wählte, kamen die durch das plötzlich wuchernde Auftreten der Wasserpest (Elodea canadensis) arg verkrauteten Gewässer der benachbarten Königlichen Gärten in Übeln sanitären Geruch, sie wurden meist verschüttet, darunter leider auch der viel und gern besuchte Sehildkrötenteich. Seitdem sind die Tiere aus den Hofgärten verschwunden.

Ich schliesse diesen Bericht mit der dringenden Bitte, im Interesse der Tierkunde und unsererBrandenburgs alle bekannt gewordenen, vorstehend nicht erwähnten Fundorte der Schildkröte in der Provinz dem Unterzeich­neten oder dem Märkischen Museum mitteilen zu wollen.

Berlin, den 8. September 1892. Ernst Friedei.