Heft 
(1892) 1
Seite
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Bericht über die Sitzung im Berliner Dom.

Markgrafen von Brandenburg, Carl Philipp. Mieser wurde bei Casale wohin er 1695 mit 4 Bataill. brandenburgischer Iliilfstruppen vorgerückt war, verwundet und soll am Fieber verstorben sein.

Im zweiten Pfeilerdurchgange zur Hechten stehen 4 kleinere Sarge mit den im frühen Alter verstorbenen Kimlern des Kronprinzen, nach­maligen ersten Königs von Freussen. Der erste dieser Särge zeigt auf dem Deckel von Ebenholz die halb aufgerichtete, iiberlebensgrosse Ge­stalt des ersten, 1707 geborenen Prinzen Friedrich Ludwig: auf dem Ilaupte trägt er die schwere Königskrone, deren Druck bei der Taufe den Tod des Thronerben im folgenden .hihre herbeigeführt haben soll. Diese kunsthistorisch bemerkenswerte Darstellung soll von Schlüters Meisterhand herrühren. Hier erheben sich auch die Sarkophage König Friedrich I. und seiner zweiten Gemahlin Sophie Charlotte (die Begründerin Charlottenburgs).

Im ersten Pfeilerdurchgang auf der nördlichen Seite ruht im schlichten schwarzen Mannor-Sarkophag die königliche Sophie Dorothea, die Mutter Friedrichs des Grossen, und davor die Schwester des letzteren die kunstsinnige und geistvolle Prinzessin Amalie.

ln der mittleren Nische des nördlichen Seitenganges erhebt sich der schlichte Todtenschrein der Wittwe Friedrich des Grossen, Elisa­beth Christine (von Braunschweig). Unfern der Nische ruht in einem kolossalen Metallsarge König Friedrich Wilhelm II.: daneben dessen zweite Gemahlin Friederike Uouise (von Hessen-Darmstadt). Hier auch sind die Särge der drei Kinder Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise zwei derselben im zartesten Alter verstorben und eine todtgeborene Tochter aufgestellt.

Im zweiten Schiff des Gewölbes steht der prunklose braun«* Holz­sarg des Prinzen Ludwig Ferdinand, welcher am 10. Oktober 1806 bei Saalfeld fiel, vorläufig dort Imgraben und erst 1811 hierher über­führt wurde. Auf dem Sargdeckel liegt ein umtallener Uorbeerkranz, dessen Schleifen die Widmung der Offizmre seines Regiments und die Morte tragen:Mit Leonidas Mut starb er Leonidas Tod.

Ein anderer tapferer Held ruht im dritten Gange: Markgraf Frie­drich von Brandenburg-Schwedt ein Neffe des Grossen Kur­fürsten. Er fiel, 31 dahre alt, in der mörderischen Schlacht bei Moll­witz (10. April 1741). Sein Sarkophag ist eines «ler kostbarsten Grab- nionumente. Neben demselben steht der schlichte Sarg des nicht minder tapferen Markgrafen Friedrich M ilhelm (ein jüngerer Bruder des Vorgenannten), welcher in der Schlacht bei Prag (12. September 1744) in den Traneheen durch eine feindliche Kugel getödtet wurde.*)

*) Mit ihm erlosch der Heldenstamm dieser Seitenlinie des Grossen Kurfürsten.