Heft 
(1892) 1
Seite
137
Einzelbild herunterladen

Bericht Ober <lie Sitzung im Berliner Dom.

137

Vor <l«>m zweiten Pfeiler des Mittelschiffs ruht in einem mächtigen Sarkophag «1er Bruder des lleldenprinzen htulwig Ferdinand, Prinz Ludwig Wilhelm Heinrich August, General «1er Kavallerie und Reformator der preussischen Artillerie, deren General - Inspekteur er war (f 1843).

Vor dem zweiten Pfeiler daseihst stehen die Sarkophage des Prinzen Friedrich Wilhelm Carl (Sohn Friedrich Wilhelm II.) und dessen Gemahlin Marianne von Hessen Homburg, er der ritterliche Held «ler Rcfreiungskriege, sie das Muster einer «leutschen Frau, Freundin der Königin Luise und Vorsteherin «les am 3. August 1814 gestifteten Luisen- < )rd«*ns. In der Nähe ruhen ihre Söhne: der hochbegabte Prinz Waldemar, welcher in Indien an einem Feldzuge «ler Engländer gegen die Sikhs teilnahm (f 17. Febr. 1842), und sein am (5. .luni 1873 verstorbener Prüder, Prinz Adalbert, der hervorragende Admiral.*) Ihm, dem letzten der hier Reigcsetzten, war im Tode voraufgegangtm Prinz Albrccht von Preussen (Solm Friedrich Wilhelm III.), General der Kavallerie (t 14. Oktober 1872).

Hie Sarkophage aus neuerer Zeit sind mit Silberstoff, besetzt mit schwarzen Adlern und Kronen, überzogen und von goldenen Gurten und (Quasten geziert.

Seit der Einweihung des Homos, am 6. September 1750, sin«l nunmehr 142 .fahre,**) und seit dein vollendeten Umbau desselben, durch Schinkel, 75 Jahre vergangen. Das Gotteshaus hat die sehmaoh- und ruhmvollsten Zeiten des Vaterlandes erlebt; seine Steine könnten erzählen von der tiefsten Erniedrigung und höchsten Erhebung desselben. In ihm ist das Te Deum nach dem siebenjährigen Kriege, nach den Pefreiungskriegen und nach den grossen Siegen der letzten Zeiten gesungen, manches herr­liche Fest gefeiert worden. Aber auch manche andere bedeutende Feier bleibt in unserer heiligsten Erinnerung. Hier vor dem Altäre lag der edle entseelte Leib des greisen Kaisers Wilhelm bis zu seiner Re- stattung gebettet; hier auch stand vom 10. bis 11. Mai 1859 das Todten- lager Alexanders von Humboldt.***)

*) Er kämpfte am 7. August 1850 mit Heldenmut gegen die Hilf Piraten bei Tres-Forces an der nordafrikanischen Küste, machte 1864 den Feldzug gegen Däne­mark, dann den Feldzug von 1860, und endlich den deutsch-französischen Krieg mit.

**) Die Ueberftthrung der Sarkophage in die Fürstengruft hatte bereits während der letzten Dezembertage des voraufgegangenen Jahres stattgefunden. Hierbei wurden die, zweifellos gänzlich zerfallenen, Särge Johann Ciceros und Joachim I. vermisst.

**) In der Sakristei des Domes stand der Sarkophag mit der Leiche der Königin Luise bis zum 23. Dezember 1810 dem Jahrestage des letzten Ein­zuges der Verewigten in Berlin. Von dort wurde er in der vierten Morgenstunde, gefolgt von Tausenden von Leidtragenden, nach der neu erbauten Gruft im Schloss­garten zu Charlottenburg überführt. Dann fand, am 11. Juni 1840, im Dom eine