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Briefkasten.
Ottos des Grossen vom 26. November 944 enthaltene Verbot „bestius insuper, quae teutonica lingua Elo aut Schelo appellantur“ zu erlegen, als auf das Wildpferd (Onager anderer mittelalterlicher Urkundeni bezüglich und erinnert, dass das vom Hengst noch jetzt gebräuchliche Wort „Beschäler“ mit Scheich Zusammenhänge. Professor Dr. Alfred Nehring, bester Kenner der einschläglichen Fossilreste, bemerkt zunächst, dass die gewöhnliche Erklärung des Wortes Scheich als Kiesen- hirsch (cervus megaceros) nicht passe, da alle in Deutschland gemachten Riesenhirschreste diluvial, also aus einer Zeit vor aller gesehicht- lichen Erinnerung stammen. Ref. kann dies, soweit seine Kenntnis zureicht, nur voll bestätigen. Dann macht Nehring cs recht annehmlich, dass der „grimme Scheich“ des Nibelungenliedes nichts weiter sei, als ein starkes Elenthier oder Elch. Uebrigens hat schon Dr. Much in der Wiener .Jagdzeitung 1880 S. 67 den Scheich auf den Zuchthengst, Schelhengst (so in Luthers Bibelübersetzung genannt) oder Beschäler zu beziehen unternommen. — Götze: Grabfund der jüngeren Steinzeit von Warnitz, Kreis Königsberg N. M. — S. 178. — Derselbe, Die Schnurkeramik an der untern Oder iberücks. die Uckermark). K. V irchow: Torfschädel von Stuttgarten bei Storkow S. 219. Vielleicht einige hundert Jahr alt, hypsimesocephal.
Ernst Friedei.
Briefkasten.
(Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt.)
Dr, B.: Die Namen Grünwald — Wannensee — Ziegel für Grune- wald — Wannsee — Tegel kommen vor, aber niemals im Volksmunde, sondern lediglich als echt deutsche Gelehrtenschrullen. So nennt z. B. der 1882 verstorbene Kustos des Kgl. Zoolog. Museums hierselbst Dr. I. P. E. Stein in seinem lehrreichen Büchlein: Die lebenden Schnecken und Muscheln der Umgegend Berlins, Berlin 1850, unsem guten Grunewald stets Grünwald. — Die Kgl. Direktion der Berlin-Potsdamer Eisenbahn fühlte sich anfänglich gemüssigt, die Schreibweise Wannensee einzuführen und so prangte die Verschlimmbesserung wirklich auch einige Jahre an dem betreffenden Bahnhofsgebäude. In Folge allgemeinen Protestes der öffentlichen Meinung ist alsdann die volkstümliche Schreibweise Wannsee angenommen worden. — Den Vogel im Kapitel gelehrter Namensverbildungen schiessen aber die beiden Bekmann, Oheim und Neffe, ab, die in ihrer Beschreibung der Chur- und Mark Brandenburg 1751 statt des ehrlichen plattdeutschen Namens unsers Nachbardorfs Tegel stets die hochdeutsche Uebersetzung Ziegel gebrauchen. E. Friedei.
Für die Redaktion: Dr Eduard Zache, Demminerstrasse 64. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.