Heft 
(1892) 1
Seite
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160 Der Kunstunterricht am Hofe des Gr. Kurfürsten von Dr. Georg Galland.

die Aufforderung herangetreten sei, die nächste Sitzung nicht an dem durch die Statuten fixierten letzten Mittwoch des Dezembers abzuhalten, da derselbe in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr fällt; deshalb wird vom Vorstände der zweite Mittwoch bestimmt.

Auf dem Tische waren eine Anzahl von Kunstgegenständen aus­gestellt, auf welche der Vorsitzende die Aufmerksamkeit der Versamm­lung lenkt, und welche in den Cirkel gegeben werden. Zunächst eine grosse prachtvolle Photographie des Inneren der Schlosskirche zu Witten­berg, alsdann mehrere Photographien von den Bauten des Mühlen- dammes aus der Zeit vor unserem Besuche, weshalb auf dem einen Bilde noch die zahlreichen Pfähle zu sehen sind, welche aus dem Fluss­bette herausragten und die später abgesägt worden sind, sodass bei unserem Besuche das Flussbett wieder das ursprüngliche Aussehen hatte; hierbei lenkte der Vorsitzende die Aufmerksamkeit auf die prachtvollen Wandbilder des Saales, unter denen das erste jene Zeit vor der Existenz der Mühlendammbrücke zur Darstellung bringt. Ferner lagen eine An­zahl Zeichenbücher aus, welche die künstlerischen Arbeiten der Söhne des Grossen Kurfürsten enthielten, und über welche das Ausschussmit­glied Dr. G. Galland in seinem anschliessend abgedruckten Vortrage sich verbreitete. Sodann hatte der I. Schriftwart Ferd. Meyer zwei grosse Kunstblätter seiner Sammlung ausgestellt, welche er in dem später folgenden Vortrage erläuterte. Beide Vorträge wurden mit grossem Beifalle aufgenommen. Am Schluss der Sitzung machte Ausschussmit­glied Alfieri einige Mitteilungen über die Bestrebungen früherer Zeiten, der Umgebung des Schlossplatzes ein würdigeres Aussehen zu geben. Auch diese Äusserungen, sowie die zugehörige Urkunde werden später gebracht werden. Nach dem um 9'/ s Uhr erfolgten Schluss der Sitzung fand eine gesellige Zusammenkunft im Ratskeller statt.

Der Kunstunterricht am Hofe des Grossen

Kurfürsten*)

von

Dr. Georg Galland,

Privatdocent a. d. Kgl, Technischen Hochschule zu Berlin. ,.

Brandenburg hat niemals zu den von den Musen begünstigten Ländern gehört. Und deutlicher als andere Gebiete des schöngeistigen

*) Diese Abhandlung ist einer soeben (bei II. Keller in Frankfurt a. M.) erschienenen Sammlung vonStudien zur Brandenburgischen und Holländischen Kunstgeschichte entlehnt. Der Titel dieses Werkes (Preis 4 Mk.) lautet:Der Grosse Kurfürst und Moritz von Nassau der Brasilianer.