Heft 
(1892) 1
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Der Kunsttiuterricht am Hofe des Gr. Kurfürsten von Dr. Georg Galland. Ifil

Schaffens trug liier die bildende Kunst die Signatur des Verpflanzten. Sie scliien den Bewohnern nicht Muts-, sondern höchstens adoptiv- verwandt.

Man muss die ursprünglichen Verhältnisse der märkischen Erde kennen, um zu begreifen, dass dieser Hoden init seinen etwas spärlichen Reizen und (iahen seine unverwöhnten .Söhne zu weit dringenderen Auf­gaben, als zur anmutigen Ihantasiethätigkeit erzog. Doch nachdem der Märker, Dank den llohenzollern, die Erfolge einer langen müh­seligen Laufbahn gesichert wusste, begann er sich für ideale Fragen, selbst für die Künste zu interessiren, um darin z. B. dein Vorbild Hollands zu folgen, das erst in die Reihe der Kunstländer trat, nach­dem es analoge Aufgaben erfüllt hatte wie Brandenburg unter seinen Markgrafen und Kurfürsten. Diese allein schritten in der Betliätigung idealer Interessen ihren l'nterthanen weit voran. Joachim I. und noch mehr Joachim II. (1535- 1571) sind echte Renaissancefürsten gewesen. Von letzterem bemerkt schon der alte Lokalhistoriker König:Er liess in der Fremde künstliche Sachen verfertigen und sandte Leute, aus, die ihm Seltenheiten und merkwürdig« Dinge ankaufen mussten. Indess wurden der Entfaltung der Kunst durch die rein persönliche Förderung dieser und der folgenden Fürsten, so enge llrenzen gezogen, dass da­mals nicht einmal von einem bemerkenswerten lokalen Kunstleben irgendwo in der Mark die Rede sein konnte.

Erst seit den 'Pagen des Gr. Kurfürsten änderten sich diese Verhältnisse. Wie Friedrich Wilhelm als der Begründer des bramlen- burgisch-preussischen Staates gilt, wie durch ihn das politische Leben unseres Vaterlandes auf ein stattliches Postament gehoben wurde, so hat er auch dem Kunstleben in Brandenburg eine der Neuzeit entsprechende Basis gegeben. Es ist hinlänglich bekannt, was er für die Bildung des Geschmacks durch Anstellung tüchtiger und betriebsamer Künstler that und wie er durch zahlreiche künstlerische Werke und Anschaffungen die Nacheiferung wohlhabender Leute anregte. Minder allgemein bekannt aber ist seine, auf den künstlerischen Nachwuchs im Lande und auf die Erhaltung des Kunstsinnes in seiner eigenen Familie gerichtete eifrige Fürsorge, von der er bis zuletzt erfüllt war. Talentirte, ihm empfohlene junge Leute liess er, wie schon F. Nicolai hervorhebt, im Ausland bei berühmten Meistern studieren, fähigen älteren Künstlern und Technikern aus seiner Umgebung gewährte er die Mittel, ihre Kenntnisse und Er­fahrungen im Auslande zu erweitern. Und wie er sich auch darin als ein wahrer Landesvater erwies, so sah er andererseits als Familien­haupt ernstlich darauf, dass bei den Prinzen von Jugend auf idealer Sinn und Kunstliebe, besonders durch andauernde Zeiehenübungen, gepflegt wurden.

in diesen schönen Bestrebungen steht der Grosse Kurfürst indess