I>er Kiinsttinterrieht aut Hofe des Ur. Kurfürsten von I*r. (ieorg (jalland. 163
resp. bestellen: „1) Killen ganzen Cirkel von Messing mit Stal» und Zubehör, darauf auch eine Scala gerissen ist, um jede Hohe, Breite und Weite zu messen, und ein Futteral oder Custodi, dazu 2) Kimm stählernen Handcirkel, daran der eine Kuss getheilet und mit einem subtilen Schräubchen kann gerückct werden, 3) Kimm Handcirkel, daran beide Fiisse ganz, und 4) Kin Paar Heissfedern von .Messing, einen Quadranten zum Schiessen und Werfen aus dem Mörser“.
Aus alledem geht hervor, dass schon der grosse Kurfürst in trüber .Jugendzeit die Wohlthaten des zeichnerischen und technischen Unterrichts erfahren hatte und dass er in der ihm selbst einst gewiesenen Balm nur fortgeschritten ist, als er die Erziehung seiner jtrinzlichen Kinder in künstlerischer Kiehtung so vervollständigen liess, dass (reist und Phantasie eine harmonische Bildung erfuhren. Sie sollten dadurch so wünschte er zweifellos — nicht etwa hlos ihrem hohen Stande einen idealen Schimmer verleihen, sondern sich selbst eine Quelle feinsten' Lebensgenusses begründen und anderen Fürsten, welchen gesegneteren Ländern diese auch angehörten, in den Äusserungen und Ansprüchen ihres ästhetischen (iesclunacks nicht nachstehen. Wie. sehr ist dieser Wunsch durch König Friedrich I, der uns in den folgenden Zeilen als lernender Prinz intcressiren wird, in Erfüllung gegangen!
Von seiner ersten (lemahlin Louise Henriette, Prinzessin von Ornnicn, hatte der Kurfürst mehrere Söhne, von denen die Prinzen Wilhelm Heinrich und Heinrich im frühesten Kimlesalter starben. Kein Wunder, dass auf die Pflege des darauffolgenden Prinzen Karl Aemil, welcher 1(555 geboren wurde, und seines zwei Jahre jüngeren Bruders Friedrich das höchste Mass von Sorgfalt verwendet wurde. Und dies war um so mehr nötig, als beide Knaben gleich ihrer zarten Mutter, die im Alter von 39 Jahren starb, eine schwächliche Constitution be- sassen. Der Jungen“ war noch dazu schiefen Wuchses und musste während eines Aufenthaltes des Hofes zu Cleve (1665 6) in die Behandlung eines Utrechter Chirurgen gegeben werden, der den kleinen Körper des Prinzen in ein förmliches Gerüst presste. Unter diesen Umständen war es für Erzieher und 'Lehrer schwierig, den vorgeschriebenen Lehrplan stets streng inne zu halten.
Der Kurfürst hatte die Leitung der Erziehung keinem unbedeutenderen Manne als seinem bisherigen Hofmeister Otto von Schwerin, den die Geschichte den Alteren nennt, übertragen. Dieser, als kur- brandenburgischer Premierminister und Oberpräsident rühmliclist bekannte Edelmann, dessen Namenszug sich unter einer Reihe wichtiger kurfürstlicher Kescripte und vortrefflicher Verfügungen findet, nahm sich, obwohl er selbst Kinder besass, des ihm anvertrauten Krziehungs- amtes, das sich zunächst blos auf den Kurerhen, nach einiger Zeit aber auf beide Prinzen erstreckte, mit hohem Ernst und freudigem Eifer an.