Heft 
(1892) 1
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Der Kunstunterriclit am Hofe des Gr. KnrfOrsten von Dr Georg Galland. ](J5

in gewisser A mb ros i us Seliiirle, von dem wir aus dem Budget für den Hofstaat lediglich die Höhe seines nicht gerade hetriielitliclien Ein­kommens erfahren. Seliiirle wurde Anfans: der sieJienziger dalire ent­lassen. Doeli da sieh der Kurfürst für sein Fortkommen noch weiter interressirte, so nehme ich an, dass dieser Musikus eine besondere Stel­lung: bei Hofe eingenommen hatte, Unter ilen Hamburger Aktenstücken des geheimen Staatsarchivs aus der Kegierungszeit Friedrich Wilhelms fand ich zufällig ein Kurfürstliches Kescript, das, unterzeichnet von dem Erzieher der Prinzen O. v. Schwerin, an den kurbrandenlnirgischen Residenten in Hamburg, Otto von («uericke gerichtet ist (I)at. Köln a d. S|>ree 30. April 1071). Das Schriftstück lautet:

Friedrich Wilhelm ('Imrfürst. Fnsern gnädigen Oruss zuvor. Vester Halit und Eieber (Jetreuer. Aus dem Einschluss ersehet ihr, Was gestalt Ambrosius Seliiirle, Musiciis, sich in Hamburg nieder Zu lassen, und alda bey dem Magistrat Dienste zu suchen gesonnen, auch deshalb unsere gnädigste Vorschrift unterthänigst gebeten. Ob wir nun wol desfals selbst an den Magistrat zu schreiben bedenken tragen, So möchten wir doch gleichwol Ihm sein glück gerne gönnen, und iti seiner Intention befördert sehen, Zu mahlen er Fn.s liier Bevor vor einen Cammer Musicant an die zehn dalir unterthänigst aufgewartet, befehlen auch demnach hiermit in (Jnaden, euch dahin zu bemühen, dass Ihm sein Desiderium bey dem gedachten Magistrat Zu wege bringet, damit er daselbst zu einem Dienst gelangen möge. Und etc.

Die Entlassung Schärles fällt in die Zeit, da der Kurprinz sein 16. Lebensjahr eben überschritten und daher der .Iiigendunterricht Karl Acmils sein Ende erreicht hatte. Also nehme ich an, dass der eine Um­stand mit dem anderen unmittelbar zusainmenhing. Es würde in der Tlrat die ausserordentliche Form der kurfürstlichen Empfehlung des Musikers bei dem Hamburger Magistrat mir völlig verständlich sein, falls sich der so angelegentlichst Empfohlene durch langjährigen Unter­richt der Prinzen bei Hofe beliebt und verdient gemacht hatte. Was wir Bestimmtes aus dem Schwerinschen .Journal erfahren, ist Jdos, dass der Kurprinz bis 1667 Flöte spielte und diese dann mit einem Streich­instrument, der Viola di (Jamba, vertauschte, während Prinz Friedrich, nachdem er einige Zeit das Flötenspiel betrieben und mit seinem Bruder Duette geübt hatte, Unterricht auf dem Clavikord erhielt. Karl Aemil übte in manchen Monaten täglich zwei Mal, so dass man bei der Lektüre jener Aufzeichnungen zuweilen fast den Eindruck empfängt, als lese man das Tagebuch eines angehenden jungen fürstlichen Musikers.

Zu anderen Zeiten, wenn die Musik mehr in den Hintergrund der täglichen Beschäftigung trat, nahm dafür der Zeichenunterricht an Bedeutung zu.

An diesem Unterricht, der im -Jahre 1661 begann, war anfänglich