Heft 
(1892) 1
Seite
166
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166 Per Kunstunterricht am Hofe des Gr. Kurfürsten von I)r. Georg Galland.

allein der Kurprinz Karl Aeuiil beteiligt. Erster Lehrer war der Hol­länder .loliann Gregor Meinhard, der am 12. März 1650 als kurfürst­licher Ingenieur und Baumeister nach Berlin gekommen war und sich in seinen Obliegenheiten die grössten Verdienste erwarb. Grade um jene Zeit galt seine Hauptwirksamkeit der Befestigung der Residenz, und es erscheint daher begreiflich, wenn der Lehrer bemüht war, dem kleinen Prinzen, neben dem Freihandzeichnen, schon die ersten Elemente des Festungsbaues beizubringen. So heisst es am 25. November 1664 im Schwerinschen Journal:Herr Memmart in der Fortifikation unter­richtet. Gezeichnet odergerissen wie es nach damaligem Sprach­gebrauch ebenso häufig lauteF wurde wöchentlich zwei Mal; zuweilen länderten imless die umfangreichen anderweitigen Berufsarbeiten den holländischen Baumeister an der regelmässigen Erteilung der Lectionen. Dann liest man im Journal z. B.;Herr Memmart ausgeblieben, oder wenn die Übung vorzeitig angebrochen werden musste, steht vermerkt: Umb 9 mit Herrn Memmart etwas gezeichnet,Umb 2 mit Herrn Memmart etwas gerissen. Man ersieht aus diesen Notizen nebenbei auch, dass damals eine bestimmte Tagesstunde für das Zeichnen noch nicht fixiert war. Erst später, als jüngere, anderweitig minder in An­spruch genommene Kräfte für den technischen Unterricht bei Hofe heran­gezogen wurden, setzte der prinzliehe Lektionsplan für diese Übungen ein für alle Male die Nachmittagszeit von 2 Ehr ab fest, l'nd wenn, aus irgend welcher Veranlassung, kein Lehrer zur Stelle war, so erhielt ein geeigneter Kammerjunker den Befehl, di«* Zeichenübung zu beauf­sichtigen. Alsdann meldet das Journal z. B.:Umb 2 mit Mons. Pode- wils gezeichnet.

Den ersten Lehrerwechsel für das Zeichnen brachte die im No­vember 1665 stattgefundene Übersiedelung des Hoflagers nach Cleve mit sich. Es scheint, dass der unter Meinhard in Berlin tliätig gewesene, junge märkische Architekt und Ingenieur Joachim Ernst Biesen dort, der 1640 zu Zielenzig geboren wurde, gleichzeitig die Heise nach dem Niederrhein gemacht hatte. Schon am 7. November berichtet das Jour­nal :Nach Essen seindt die sämintlichen Glevischen Bähte gekommen und haben den Prinzen Gratulieret, dann der Churprinz selbst geantwortet, um 2 hat der Clmrprinz gezeichnet. Der Unterricht bei Biesendorf dauerte aber nur wenige Monate, unterm 16. März 1666 lesen wir im Journal: Umb 2 hat der Chur Printz mit Wulfgriiber, weil Biesendorff weg- gereiset, gezeichnet.

Der neue künstlerische Ersatzmann war ein, nach F. Nicolai, aus Cleve gebürtiger junger Maler, den der Kurfürst zur Ausbildung nach Holland und Belgien gesandt hatte. Darüber sind wir durch verschiedene interessante Urkunden des Geheimen Staatsarchivs auf das Ausführlichste unterrichtet. Am 25. Februar 1661 gelangt das folgende, von 0. von