Heft 
(1892) 1
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Der Kunxtuiitfrriclit am Hofe <le« Gr. Kurfürsten von Dr. Georjt Galland. J(>9

Friedrich Wilhelm ('lmrfürst. I*. (.}. (i. Z. Lieber Besonder. Nachdem Wir al Zeit rin sonderbares gefallen an Euer Kunst getragen, Sn lialmn Wir Julian Christ«»tV Wulffsr fiI m» ln, welchen wir bisshero in Afhsterdam lernen lassen, sich eine Zeitlang hey euch aufzuhalten und sich in der mahler Kunst fleissig Zu üben, Befühlen, Und besinnen demnach an Euch in gnaden, dass Ihr diesen Menschen Euch aufs beste recommendirct sein lassen wollet, ihn in der Kunst tleissig unterrichtet, damit er darin zur |»erfectiun kommen möge, Solches wird Euch zu grossem Huhm gereichen, Vnd wir seind es in Kunden Zu erkennen geneigt. Cöln a. d. Spree 14. Juni 1664.

Dasselbe Datum trägt ein zweites Schreiben ohne Adresse, die sich indess leicht als diejenige des Freiherrn von Spa an zu Cleve ergänzen lässt. Es lautet:Friedrich Wilhelm Clmrfürst. l\ g. g. z. Wohl­geborener Habt, Lieber getreuer. Ihr werdet Euch zu erinnern wissen, was Wir Euch hierüber unterm Dato Cölln a. d. Spree den 2. Februar dieses Jahres wegen Johann Christoff Wolft'griibels, welchen wir die Mahler Kunst erlernen lassen, in (inaden befohlen. Nachdem nun der­selbe sich anitzo bey Theodoro Thülden Zum llertzogen Husch auf Unsern gnädigsten Befehl, sich in der Kunst daselbst zu perfectioniren, aufhält, So ergehet hiemit Unser gnädigster Befehl abermalss an Euch, dass Ihr dafür sorget, damit es diesem Menschen an behörigen mittein nicht er­mangelt, Und wegen des geltmangels nicht aufgehalten, noch verursachet werde, künftig selbst nach Cleve zu kommen, solche gelder zu sollicitiren, weil er dadurch sich merklich versäumen würde. Und etc. Cölln a. d. Spree den 14. Juni 1664.

So viel geht aus den mitgeteilten Schriftstücken zur Evidenz hervor, dass dieser junge elevische Künstler dem Kurfürsten sehr warm empfohlen worden sein muss und dass man auf sein Maltalent grosse Hoffnungen gesetzt hat, ist doch sogar von dem Ruhm die Hede, den sich van Thulden durch seinen deutschen Schüler erwerben würde. Nun kommt aber später der Name Wolfgriiber unseres Wissens überhaupt niemals im Zusammenhang mit künstlerischen Arbeiten, weder in der Mark noch sonstwo, vor, und so darf man wohl annehmen, dass der kurfürstliche Schützling eines vorzeitigen Todes starb und dadurch verhindert wurde, jene hochgestellten Erwartungen zu erfüllen. Im März 1666 hatte ei­serne Studien bei van Thulden in I lerzogenbusch bereits beendigt, denn damals ersetzte er in Cleve, wie wir oben hörten, Biesen dort' als Zeichenlehrer der jungen Prinzen. Auch dieser reiste als kurfürstlicher Stipendiat ins Ausland. Sein Studienaufenthalt in Italien und besonders in Rom dauerte von 1666 bis lb68. Zurückgekehrt, nahm Blesendorfs Karriere einen raschen glänzenden Verlauf, er wurde Oberbauingenieur und Baudirektor und 1673, nach de Chiezes Tode, sogar zum General- »juartiermeister der Armee ernannt.