Heft 
(1892) 1
Seite
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Kill illustriertes Flugblatt auf die Sehlaclit bei Felirbellin

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Opfermutes in der Beschreibung seines Bildes gedacht. Anscheinend ist es denn auch ein Schimmel, den der Kurfürst reitet, und die wohl Für das glänzende Ziel des feindlichen Schützen bestimmte Kugel erreichte den Diener an der Seite des Herrn.

Der Text des Blattes ist in holländischer Sprache verfasst; die Ueber- schrif't am Kopfe desselben lautet verdeutscht:Glorreiche Erfolge Seiner Kurfürstlichen Durchlaucht von Brandenburg gegen die Schweden im llavel- lande, und Seine grosse Viktoria vom 20. Juni bis 2. Juli 1075. Unterhalb der Illustration folgt eine Schilderung der Kümpfe, das Verzeichnis der hervorragendsten gefallenen bezw. gefangen genommenen Personen, der er­oberten Trophäen und sonstigen Beutestücke. Letztere kamen, nebst den 110 verwundeten Gefangenen,unter Trommeln, Trompeten und Schalmeien am 2. Juli in Berlin an; der Zug hatte 2 Stunden gedauertzum Jubel der Gemeinde.

Das Blatt erschien, wie die Unterschrift besagt, in Amsterdam, bei ltomeyn de Hooghe,Kunstverkooper in der Kalvcrstraat. 1075. Der Künstler, hiernach zugleich Kunstverleger, war ein trefflicher Illustrator der Ereignisse seiner Zeit, die er oft mit heissendem Spott behandelte, wie dies auch aus dem gegen die Franzosen und Schweden gerichteten allegorischen Beiwerk zur Uebcrschrift jenes Blattes ersichtlich wird.

Das von mir ausgestellte Flugblatt von 10 cm Höhe und 27 cm Breite schildert dagegen in deutschen Reimversen die Einnahme von Rathenow, die Schlacht bei Fehrbellin, und streift darüber hinaus auch den Feldzug der Verbündeten gegen die Franzosen unter Führung M ontecuculi's bezw. Turennes. Hierauf bezieht sich zunüchst die Uebcrschrift:

Tapferes II elden-Sicgen j nach Blut-gefärbten Kriegen/ dev Reichs-bekandten'zweyen Helden Chur-Brandenburg und General Montecuculi Sampt traurigem Stüekerliegen des dritten sogenandten erklärten Reiehsfeindes

Mons. de Turenne.

Darunter erscheinen die Bildnisse des Grossen Kurfürsten und der ge­nannten beiden Heerführer. Das Brustbild Friedrich Wilhelms, ein kleines Meisterwerk des Grabstichels, spiegelt die geistige Grösse und Energie in dem Antlitz des grossen Hohenzollern wieder, den die Unterschrift als Friederic. Wilhelm. <1. G. Elector Brandenburgicus, Gennaniae Libertatis Propugnator bezeichnet.

Ihm zur Seite erblicken wir das Bikinis Montecuculis, des deutschen Reichsfürsten und österreichischen Feldherrn, welcher den in jüngster Zeit mehrfach zitierten Ausspruch getlian hat, dass man zur Führung eines Krieges Geld, und abermals Geld, und viel Geld brauche.

Turenne, dessen Kontrefei als /drittes in der Reihe erscheint, hatte zu Beginn des Jahres 1075 die Verbündeten aus dem Eisass gedrängt, war dann über den Rhein vorgedrungen und im Juli bei Sasbaeh auf die Kaiser­lichen unter Montecuculi gestossen. Aber noch vor Beginn der Schlacht traf ihn am 27. Juli, während der Rekognoszierung des Terrains, eine Kanonen-