Heft 
(1892) 1
Seite
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Rflchersrhnti.

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während der Grosse Kurfürst im Haag um Beistand warb und sein Heer in Franken lagerte. Endlich am 2G. Mai brach er mit 1200 Mann Fusstruppen und der Kavallerie von Schweinfurt auf, und führte jenen wunderbaren Gesehwindinarsch aus, der ihn in die Mark zurückbrachte. Als er am 10. Juli sein Hauptquartier in Stassfurt hatte, wurde an diesem Tage ein allgemeiner Buss- und Fasttag abgehalten, und der Predigt die Verse 11 und 12 aus Jeremias XX zu Grunde gelegt:

Aber der Herr ist bei mir, wie ein starker Held; darum wer­den meine Verfolger fallen und nicht obliegen, sondern sollen sehr zu Schanden werden, darum, dass sie so thöricht handeln; ewig wird die Schande sein, der man nicht vergessen wird. Und nun, Herr Zebaoth, der du die Gerechten prüfest, Nieren und Herz siehest, lass mich deine Hache an ihnen sehen, denn ich habe dir meine Sache befohlen.

Mit dem Sieg bei Fehrbellin über einen fast doppelt so starken Gegner wurde diese Zuversicht des Grossen Kurfürsten besiegelt, aus dessen Helden­kraft die Wiedergeburt des deutschen Vaterlandes entsprosste!

Bücherschau.

Der Berliner Tiergarten von der Hitesten Zeit bis zur Gegenwart von Ferdinand Meyer. Mit Abbildungen. Berlin 1892. Verlag der Buch­handlung der deutschen Lehrer-Zeitung (Fr. Zillcssen.)

Dieses Buch unseres ersten Schriftwartes ist ein prachtvoller Beitrag zur Heimatkunde der Provinz Brandenburg. Und wohl ist dieser Park einer Behandlung würdig, da er an Ausdehnung und Schönheit alle ähnlichen Schöpfungen der europäischen Grosstädte überragt. Die Darstellung des Verfassers ist in doppelter Hinsicht von Interesse, insofern als einmal die Entwicklung des Tiergartens eng verbunden ist mit dem Emporkommen Preussens, und da sie auf der andern Seite abhängig ist von den ganz speziellen Neigungen einiger Hohenzollern. In der Art und Weise der Schilderung tritt diese zwiefache Ursache deutlich hervor, indem die Sprache sich immer dem behandelten Gegenstände anpasst. Auch dafür weiss der Verfasser zu sorgen, dass der Leser die betreffende Episode in der Ent­wicklung des Tiergartens immer mit der richtigen Staffage sieht, indem er durch Einfügen von kleinen Zügen aus dem täglichen Leben, von Mode, Geschmack, Liebhaberei der Menschen glückliche Genrebilder schafft. Somit wird nicht blos das Stück heimatlicher Erde mit seinen Wegen und Stegen, Bäumen und Wässern geschildert, sondern auch die Menschen, welche dort wohnten und wandelten, treten uns deutlich entgegen. Die Holzschnitte nach alten Kupferstichen aus der Sammlung des Verfassers helfen noch, die Vor­stellung lebendiger zu machen. Zache.