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Briefkasten.
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(Anonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt.)
N. N. Lebten das Mammuth und dir Tiere, deren Gebeine bei Artefakten in den verschiedenen Diluvial-Schichtungcn vereint gefunden werden, mit dein Mensehen zusammen? — Früher von vielen Seiten, zum Teil mit willkürlichen Ausschmückungen, lebhaft bejaht, ist diese Frage von dem ehrwürdigen Nestor der dänischen Naturforscher, dem 82jährigen Japetus Steonstrup neuerdings ebenso entschieden verneint. Die betreffende Abhandlung Steenstrup’s findet sich, aus dem Dänischen übersetzt, in den Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1890, S. 1 flg. Die Uebcrsetzung ist von Rud. Much; der Titel: ,Die Mammuthjäger-.Station bei Przcdmost“.*) Die XXIII. allgem. Vers, der deutschen anthropologischen Gesellschaft zu Ulm a. I). hat sich im August 1892 mit der Sache beschäftigt. Hölder und Virchow vernichteten zunächst den seit einiger Zeit im Erbleichen begriffenen Nimbus des Fullroth'schcn Xeanderthnl-Schüdcls und des Schädels von Canstatt, aus denen de Quatrefages, der Erfinder der „preussischen Kasse“ zwei diluviale Menschenrassen konstruierte, vollständig. Beide Schädel gehören vielleicht den germanischen Reihengräbern des früheren Mittelalters an, diluvial sind sie in keinem Falle. Demnächst schloss sich Virchow, wie er schon gelegentlich an anderer Stelle angedeutet, der Steenstrup’schcn Anschauung im allgemeinen an, wenigstens widerspricht er ihr nicht. Es sei (vgl. Corresp.-Blatt der genannten Ges., 1892, S. 92; nicht einmal die physikalische Möglichkeit der Koexistenz des Menschen mit dem Mammuth sicher gestellt. Steenstruj) bestreitet, dass überhaupt die klimatischen Verhältnisse des Weltteils es jemals ermöglicht haben, dass gleichzeitig da, wo das Mammuth lebte, auch der Mensch gelebt haben könne. Wenn es heute schon Sitte geworden sei, ohne Umstände von Mammuthjägern zu sprechen und deren Hinterlassenschaft in gewissen Manu- und Artefakten zu suchen, so übersehe man immer, dass derartige Erzeugnisse auch aus fossilen Zähnen und Knochen herzustellen sind. „Ich kann in das Urteil — sagt Virchow — einstimmen, dass wir eigentlich Uber die Renntierfunde noch nicht hinaus sind; sie bleiben immer noch die ältesten, bei denen wir die Koexistenz des Menschen sicher konstatieren können. Jedenfalls möchte ich für Deutschland dabei stehen bleiben, dass nicht mit dem Mammuth, sondern mit dem Renntier die ersten Spuren der Thätigkeit des Menschen erkennbar sind und dass speziell die Geschichte der
*) Steenstrup hat dem diluvialen Funde der mährischen Holden von Przedmost etc. einer sehr sorgsamen, nicht Idos literarischen, sondern auch lokalen Untersuchung unterworfen. j; p r