Heft 
(1892) 1
Seite
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Briefkasten,

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Menschen in dieser Gegend wahrscheinlich nicht Uber Schussenried wird hinausgeführt werden können. *)

In Bezug auf die Steenstrup'sche Theorie gestattet sicli Unterzeich­neter zu erinnern, dass, wenn Steenstrup Hecht hat, alle Darstellungen des lebenden Mammuth auf Geräthen aus diluvialer Zeit, und deren existieren mehrfache, grobe Fälschungen sein müssten. Fälschungen oder irrtüm­liche Deutungen müssten ferner in den zahlreichen Knochen des Mammuth pp. liegen, welche man für kulinarische Zwecke, um das Mark zu gewinnen, von den erlegten Tieren verwendet hat. In der überaus grossartigen und weit­schichtigen Ausstellung der vorgeschichtlichen Alterthumskunde, die ich im Jahre 1889 wahrend der Weltausstellung zu Paris daselbst mit Inter­esse studiert habe, waren in Menge dergleichen angeblicheKüchenabfälle vom Mammuth etc. ausgestellt. Vgl. den amtlichen Katalog der Exposition retrospective du Travail et des Sciences anthropologique. Section 1, S. 89 flg. und meinen ArtikelZoo-Biologisches aus Paris, Zeitschrift derZoolog. Garten, XXXI. Jahrg., Frkf. a/M. 1890, S. 212 flg.

Wenn ferner, wie zweifellos, das Mammuth ein Pflanzenfresser war und in einem ungewöhnlich rauhen Klima lebte, so musste es dem Menschen, der Allesesser ist, dem also das Mammuth selbst Nahrungsmittel sein konnte, und der sich auf Schneeschuhen und Piekschlitten leichter und schneller als dieses plumpe Tier im Schnee und auf dem Eise fortzubewegen vermochte, ungleich leichter sein, den Kampf ums Dasein zu führen. In der That ist auch das Mammuth hierbei zu Grunde gegangen, der Mensch hat es ebenso wie den amerikanischen Vetter des Mammuths, das Mastodon**), überlebt.

Vom 5. bis 9. Juni 1890 hat die Societe geologique du Nord in Lille unter Beteiligung unsers erfahrenen Berliner Landesgeologen Prof. Dr. Felix Wahnschaffe die berühmten Fundstellen der diluvialen Stein- geräthe von Amiens und St. Acheul pp. längs der französisch-belgischen Grenze untersucht. Hier liegen, wenigstens zum Teil, die klassischen Fund­stellen von Lartet, Boucher de Perthes, Prestwicli und Sir Charles Lyell, auf deren Ergebnissen die Kunde des europäischen palaeolithischen Menschen aufgebaut ist.***) Wahn sch affe unterscheidet mit J. Ladriöre (Etüde stratigraphique du terrain quaternaire du Nord de la France. Ann. de la Soc. geol. du Nord T. XVII., p. 9327(i) im genannten Quartär drei Altersabteilungen. Im obern Grand der obern Abteilung kommen palaeo- lithische Instrumente der Mousterien-Periode als Geschiebe vor. Im untern Grand der untern Abteilung finden sich palaeolithische Instrumente

*) Die viel besprochenen Funde aus der Schussen-Quelle stammen aus dem süd­östlichen Württemberg. Der Schüssen mündet südöstlich von Friedrichshafen in den Bodensee. E. Fr.

**) Vgl Emil Schmidt: Die Chronologie des diluvialen Menschen in Nordamerika Congres International des Am^rieanistes. Compte-liendu de la septifeme Session, Berlin 1888. Berlin 1890 8. 281 flg.

***) Sir Lyell: Das Alter des Menschengeschlechts; deutsch von Büchner. 2. Auf! 1874. S 109 flg.