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Briefkasten.
der Chell£en-(St. Acheul-)Pcriode als Geschiebe mit Geschiebe-Knochenresten vom Mammuth und Khinoceros tichorhinus vor.
Im Diluvium des Kreuzborgs in Berlin, ferner im Diluvium von Rixdorf, Charlottenburg und vielen Stellen der Provinz Brandenburg trifft man als Geschiebe Knochenreste derselben grossen Diekhlluter. Palaeolithische Werkzeuge will man bei uns und in Norddeutschland überhaupt nicht anerkennen, weil nach seiner Ansicht, das Land mit Eis und Schmelzwassern bedeckt, unbewohnbar gewesen sei. (Vgl. die Penck’sche Theorie.)
Ich bitte nunmehr folgende Frage zu prüfen: weshalb sollen die Menschen, deren Feuersteinäxte im Grande des Thals der Somme in Frankreich, die in Belgien und England mit dem Mammuth unter genau gleichen geologischen Bedingungen gemeinschaftlich abgelagert sind, nicht mit diesen Tieren zur selben Zeit und am gleichen Ort gelebt haben? A priori scheint mir mindestens mehr für die Koexistenz wie gegen dieselbe zu sprechen.
Ich bitte ferner um Antwort, wo haben denn die zahllosen Mammuthe und Nashörner gelebt, deren Reste in so ungeheuren Mengen in unseren Gegenden Vorkommen? Stammen sie etwa von Osten, Russland, Asien her, und, wenn ja, wie verträgt sich die Herkunft ihrer Gebeine in Geschiebe- form bei uns mit der Vergletscherung des Landes? Von den meisten Geschieben der norddeutschen Ebene vermag man doch ihre Herkunft (Skandinavien, Finnland u. s. f.) anzugeben, die Knochenreste jener Tiere in unserm Diluvium sind aber nichts anderes als Geschiebe und so muss sich doch auch für ihre Herkunft in befriedigender Weise ein Vaterland finden lassen. In welcher Gegend Europas lag dasselbe?
Es ist klar, dass diese Fragen für die Herkunft der Tierwelt und des Menschen auch in unserer Provinz Brandenburg von der grössten Wichtigkeit sind. Vielleicht hat Herr Wahnschaffe einmal die Güte, in unserer bei der Sache so ausserordentlich mitinteressierten Brandenburgia seinen Standpunkt in der schwierigen und verwickelten Angelegenheit zu erläutern.
Berlin, 18. November 1892. Ernst Friedei.
*) Malmschaffe: Bericht über den von der geolog. Ges in Lille veranstalteten Ausflug in das Quartitrgebiet des nördlichen Frankreich und des südlichen Belgien. Jalirb. der K. preuss. geol, Landesanstalt für 1891. S 167 flg.
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