190 Per Kunstunterricht am Hofe des Gr. Kurfürsten von Pr. Georg Galland.
Sicherheit, welche die Darstellungen offenbaren, deutet durchweg auf die Hand des Lehrers; ebenso dürfte auch das Heft B. 59 mit seinen im holländischen Geschmack behandelten Uferlandschaften lediglich als Vorlage für die Zeichenübungen des Prinzen gedient haben. Gleiches ist der Fall gewesen mit dem grossen Buche B. 61b, welches auf grünen rauhen Kartonblättern reiche landschaftliche Ansichten, mit schwarzer und weisser Kreide ausgeführt, enthält. Die durchaus auf technische Veranlagung schliessenden Kopien dieser Kreidezeichnungen füllen das Heft B. 61 a.
Mehr oder minder beachtenswerte Proben von Schülerhand treten uns ferner aus den Büchern B. 60, B. 62, B. 6B, B. 64 und B. 65 in überaus mannigfaltigen Übungen entgegen. Der zuerst bezeichnete stärkere Band (B. 60) hat dem betreffenden Prinzen — wir können nicht entscheiden, ob Karl Aemil oder Friedrich — gleichzeitig als Brouillon gedient; hier sieht man die Übungen in Gestalt von Landschaften, Städte- und Parkansichten, Architecturen u. s. w. in Kohle ausgeführt. B. 62 enthält zuerst wiederum kleinere Studien nach Gesichtsteilen, auch Portraits, Köpfe von Menschen, Pferden, Hunden und Raubvögeln. Zahlreiche Blätter besitzen links oben Vorzeichnungen von der Hand des Lehrers. Silberstift, Feder und bunteWasserfarben sind abwechselnd zur Verwendung gekommen. Auch hier ist der Weg von einfachen zu schwierigen Vorwürfen eingeschlagen worden. B. 63 hat ein ähnlich grosses Format wie das vorige Heft, die Übungen darin sind mit Kohle, Feder und Silberstift ausgeführt. Sie verraten geringere Routine als die obigen Leistungen, und so dürfte der vorliegende Band, gleich dem nächstfolgenden Heft, mit seinen ziemlich einfachen mathematischen Zeichnungen und fortificatorischen Studien wohl einst Eigentum des Prinzen Friedrich gewesen sein. Natürlich lässt sich dies nur als Vermutung aussprechen.
Es wäre in der Tliat gewagt, wollte man in Schülerübungen individuelle Feinheiten so deutlich wahrnehmen, dass sich daraus für das geübtere Auge Unterschiede und Schlüsse bezüglich des Urhebers ergäben. Man erwäge im vorliegenden Falle, dass die Begabung der beiden Prinzen anscheinend gleichartig war, dass ferner der Unterricht von denselben Personen, auch in der Methode übereinstimmend, erteilt wurde und dass endlich die Altersdifferenz wenigstens für die letzten Jahre der Jugenderziehung der Prinzen zu geringfügig war, um als ausschlaggebend für den Grad des technischen Könnens erkannt zu werden. Für die erste Zeithälfte dieser Erziehung (1663—1668) aber sind wir durch äussere Merkmale über die Autorschaft der Bücher hinlänglich informiert.
In beiden jungen Prinzen offenbarte sich gleich früh ein sichtliches Interesse für die zeichnenden Künste. Möglich, dass dies bei dem stärkeren
*) Dieses Buch ist erst angefangen.