Per Kunstunterricht am Ilofe des Gr. Kurfflrsten von Pr. Georg Galland. 191
Temperament«», dem feurigen, aber launenhaften Geiste des Kurprinzen auch relativ eher zur Ausübung drängte. Da seine Person weit wichtiger bei Hofe war, so spielte er demgemäss auch im Erziehung»-Journal Schwerin’» die grössere Holle, und wir gewinnen daraus leicht den Eindruck, als hätte er allein in früher Jugendperiode eine der besonderen Berücksichtigung würdige Persönlichkeit besessen, während Prinz Friedrich ein schüchterner, folgsamer, in seinem Thun und Lassen unauffälliger Knabe gewesen sei. Da» Letztere entsprach vielleicht nicht ganz der Wirklichkeit. Die kurzen Bemerkungen, die über den jüngeren Prinzen vorhanden sind, geben sein Characterbild überhaupt nur in sehr flüchtigen Umrissen, so dass wir bezüglich seiner eventuell gut thun würden, auch andere Quellen zu Kate zu ziehen und uns zugleich die spätere historische Persönlichkeit des Nachfolgers des Grossen Kurfürsten zu vergegenwärtigen.
Die Empfänglichkeit für Kunstwerke aller Art war, wie gesagt, bei beiden Prinzen gleich gross, und ihr kurfürstlicher Vater nahm gern Gelegenheit, dieser Vorliebe weitere Nahrung zu gewähren. Dafür enthält das .Journal manchen interessanten Beleg, z. B. aus Kleve vom 19. März 1666: „. . . Nach Essen zu den Churfürstlichen Eltern gegangen, und weil der französische Abgesandte Mons. Colbert eben des Königs Praesente als ein grün sammeten Bett reich von Gold gesticket mit den zugehörigen Stühlen, schöne Tapeten, einen schönen Spiegel von Silber, Tisch mit zwei Gueiidons und Silberne Krone mit Leuchtern praesentiret und solches Alles in der Churfürstin Kammern aufschlagen lassen, haben die Prinzen Urlaub erhalten, dabei zu bleiben . . .“ Diese aussergewölmliche Befreiung von dem üblichen Tagespensum ist immerhin bemerkenswert. Solist trat nemlich eine Unterbrechung des Unterrichts nur in dringenden oder ernsten Fällen z. B. bei Erkrankungen und vorübergehenden fürstlichen Besuchen ein.
Auch von einem anderen Ausnahmefall wird uns unterm 20. Januar 1667 berichtet: „Umb halb 9 zu S. Churfürstl. Durchlaucht gegangen undt die Predigt allda angehöret, auch bei Demselben in der Cammer gegessen, undt fast den gantzen Nachmittagh bei Ihm geblieben, da Seine Churfürstl. Durchlaucht einem Jeden ein gantz Theil Schildereyen ge- schenket. Umb 5 in ihre Cammer gegangen, wo Sie die Schildereyen angeordnet . . Auf Notizen ähnlichen Inhalts stösst man zu Finde desselben Jahres. Da heisst es z. B. am 28. December vom Kurprinzen allein: „Nach essen zu S. Churfürstl. Durchlaucht gegangen, welcher ihm eine Schilderei gegeben, dass Sie darümb spielen müssen, welche Printz Friedrich gewonnen“. Und am folgenden Tage (29. Dec.) lesen wir: „Nach essen wieder Zu S. Churfürstl. Durchlaucht gegangen, welcher eben bereit gewesen nach Potztam zu fahren, Zuvor aber den Printzen 2 Schildereyen gegeben, ümb welche Sie mit würft'eln spielen müssen,