Heft 
(1892) 1
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Ueber RauRoschicUtlioh«*« au« Berlin etc.

Was zunächst das Bild von den .Zelten* betrifft, so kannten wir bisher als ältestes den Chodowieckyschen Stich aus dem Jahre 1772; jetzt sehn wir vor uns ein Gemälde von 17ö 1 von einem Manne, der zu den besten Künstlern Berlins im vorigen Jahrhundert zählte, dem Goethe, den er z. B. unter den Bäumen lagernd, verschiedentlich gemalt hat, in seinen Werken eine lange Biographie gewidmet hat.

Während bei Kosenberg die Zelte schon aus Leinwand gebildet werden, bestehen sie hier bis auf eins noch aus Zweigen, wie wir solche noch vor circa 10 Jahren in Schönhausen, Franz. Buchholz und Finkenkrug hergestellt sahen.

Der Künstler scheint in beiden Bildern den Ort als Promenade der feinen Welt dadurch andeuten zu wollen, dass er auf jedes scheinbar den König setzt. Unserm berühmten Landsmann einige Worte nach Goethe: Philipp Hackert am 15. September 1737 zu Prenzlau als Sohn des Portrait- malers Hackert geboren, sollte sich dem geistlichen Stande widmen, und ge­noss deshalb eine vorzügliche Schule, indessen brach sich bald sein Mal-Talent Bahn und bestimmte seinen Lebensberuf. Da Prenzlau mit dem kleinen llof des Erbprinzen von Hessen-Darmstadt, der dort als General-Lieutenant ein Regiment commandirte, für die Entwickelung des jungen H. wenig Gelegenheit bot, so brachte ihn mit 16 Jahren der Vater nach Berlin zu seinem Bruder, der hier einer der ersten Decorationsmaler war. Die Förderung, die Onkel wie Neffe erhielten, war gegenseitig. Vom Onkel erwarb er grosse Gewandtheit und die Kunst der Wasserfarbenbehandlung; dieser zog vom Genie des Neffen für seine Geschmacksrichtung Vortheil.

Berlin hatte auf Hackert grossen Einfluss. Der Akademie-Director Le Sueur nahm sich des talentvollen Jünglings sehr an; der bekannte Hof­rath Trippei, der gerade Gallerien für den König Friedrich II. und den Kaufmann Gotzkowsky anschaffte, konnte leicht Beide für die schnell bekannt gewordenen Bilder des jungen II. interessiren und jene zu guten Preisen verwerthen. Ph. Hackert fand besonders im Thiergarten eine unerschöpf­liche Quelle für Naturstudien. Seine beiden ersten Bilder, 2 Ansichten vom Venusteich (jetzt Goldfischteich) kaufte Gotzkowsky für 200 Thaler. Ausser Gleim und Kemler zog besonders Sulzer den jungen Mann in seine Umgangs­kreise und hatte auf seine Bildung grossen Einfluss.

Die kriegerischen Verhältnisse des Landes vermochten nicht seine Thätigkeit zu stören, sondern im Gegentheil; die 500 bei Rossbach gefangen genommenen französischen Offiziere brachten ihm, der schon früher ihre besten Meister mit Vorliebe copirt, anregenden Umgang und, wie Goethe schreibt, Abnahme für die ganze Collection seiner ersten Ausstellung, die er auf Le Sueurs, des Akademie-Directors, Anrathen gemacht hatte: aber auch die Feinde, die Oesterreicher unter Haddick und die Russen unter Todtleben hinderten ihn nicht in seinem Thun, sondern diese Begegnungen mögen viel­leicht mit einen Grund gelegt haben, für spätere Reisen nach Paris, England, sowie Arbeiten auch von See-Schlachtenbildern für den Russischen Hof. Viele Reisen führten ihn in die Welt, so mit Duncker, Probst Spalding; nach Rügen mit Herrn Althoff. In Rom, wo er sich mit seinem Bruder, der im Kupferstich Bedeutendes leistete, hervorthat, gewann er das besondere