Heft 
(1892) 1
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Heber BaiiKcschichtliohes ans Berlin etc.

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Wohlwollen des Papstes Pius VI., der beiden wiederholt Bestellungen von grösseren Werken machte, und ihnen Auszeichnungen verlieh. Ich bin etwas weiter auf Philipp Hackert eingegangen um zu zeigen, einen wie allseitig anerkannten Berliner Landsmann (sein Vater war hier 1768 f) wir in ihm, dem Schöpfer dieser Bilder, besessen haben. Die 2 Bilder sind aus dem Nachlass des bekannten Sammlers und Kenners Wandolin v. Maltzan von mir erworben.

Nicht weniger merkwürdig ist hier dieses 3. Bild. Wir wissen aus den verschiedenen Quellen, und erst jetzt habe ich nach Goethe berichtet, dass der berühmte Kaufmann Gotzkowsky das Haus Brüder Str. 28, das jetzt Rud. Hertzog sein eigen nennt, und in diesem eine grosse Gemäldegallerie besessen hat. Sein Einfluss und sein Vennögen waren so gross, dass er, als im 7jlthrigen Kriege Berlin in Abwesenheit des Königs mit Brandschatzung vom Feinde bedroht wurde, die Stadt auslösen konnte. Seine Verhältnisse erlitten indessen, als die Kriegsverhältnisse schlimmer wurden und ihn bei seinen vielen, an sich fast immer vorzüglichen Unternehmungen im Stich Hessen, einen jähen Verfall. Unser bester Chronist vom Ende vorigen Jahr­hunderts, Nicolai, thut des verdienstvollen Mannes schon gar keine Erwähnung mehr, und nur selten, wie im Hypothekenbuche bei der königl. Iorzellan- Manufactur, wo der König bei G.s Kall einen Vorschuss eintragen Hess, findet man ihn genannt. Ebenso ist seine Gemälde-Sammlung wie verschwunden. Nur irgendwo habe ich mal den Vermerk gefunden, dass sie nach Petersburg gegangen und dort in der Eremitage Aufstellung gefunden hat.

Vor ca. 12 Jahren empfing ich durch die. Liebenswürdigkeit eines Freundes ein Oelbild, das ich sofort für die Arbeit eines tüchtigen Künstlers erkannte, und dessen anheimelnder Sujet meine besondere Aufmerksamkeit erregte; indessen konnte.ich nur erfahren, dass es früher im Nachlasse eines berühmten Bühnenkünstlers, der es in Petersburg erstanden hatte, ge­wesen sei. Ein Zufall führte mir im hiesigen Kunsthandel die Bekanntschaft und den Besitz des Berliner guten Stichs von G. F. Schmidt, dessen nächste Verwandtschaft mit dem Oelbild nicht zu bezweifeln war, zu.

Offenbar hatte Schmidt, der damals in der Breiten Strasse wohnhaft, sich eins und gewiss nicht das schlechteste Bild der Godskowskysclien Samm­lung als Vorwurf für seine Kunst ausgesucht, und wir hätten hier zunächst aus seinem Stich eine Nachricht von einem kleinen Theil ihres Inhalts. Er stach nämlich auf seine Platte den Titel:

La mere de Rembrandt du cabinet du Sieur Godskoffsky (links) Rembrandt pinxit; (rechts) G. F. Schmidt Berlini 1762.

So respectvoll und dankbar wir uns auch vor den Zusätzen in der Mitte und rechts des hochangesehenen Stechers neigen, so kopfschüttelnd und skeptisch stehen wir doch vor seinem Zusatz links, dass das Original von Rembrandt gemalt sein soll. Die angestrengtesten Nachforschungen und per­sönliche Umfragen in Holland und Flandern haben erstens zu keinem Original oder Bild zu dem Schmidtschen Stich geführt, aber auch nirgends giebt es ein Rembrandt-Bild dieser Art; es dürfte dagegen nicht zu bezweifeln sein, dass dieses Oelbild das Original zu dem Schmidtschen Stich ist, und wir in