Heft 
(1892) 1
Seite
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196 Ueber Baugeschifhtlichc» an» Berlin etc.

jenem die sehr interessante Entdeckung von einem Bilde der Godskoffskyschen Sammlung, das jener für einen Hembrandt nicht nur gehalten, sondern auch, wie es oft geschieht, bezahlt haben mag, gemacht haben. Uebrigens dürfen wir uns nicht über den Irrthum O.s und des Kupferstechers Schmidt wundern, denn vor hundert Jahren war hier bei uns die Kembrandt-Kcnntniss lange nicht so entwickelt, wie sie gegenwärtig ist. Mir persönlich ist es, offen ge­standen, wertvoll genug, ein Bild jener Sammlung wieder nach Berlin gerettet zu haben.

Unser Mitglied Herr I)r. Galland, auf dessen eingehende Kenntniss niederländer Meister und die einsehläglichc Litteratur ich noch spilter zurtick- kommen werde, hält dns Bild für ein Werk des gleichfalls berühmten nieder­ländischen Malers Jean Livens, der ein Schul-, Alters- und Stadtgenossc von Rembrandt war.

Noch weit merkwürdiger ist das 4. Bild, auch ein Berliner Fundstück, über das ich nunmehr sprechen werde; dessen Grösse, ca. 40 es indessen nicht gestattete, es hier zur Stelle zu bringen; steht cs doch auch im Zeug­hause parterre dem Anblick des Publikums täglich offen. Sein Herkommen ist ebenso rätselhaft, wie sein Fundort in Berlin bis heute unerklärlich ge­blieben ist; und hätte nicht s. Zt. unser Sccretär F. Meyer den Fund aus­führlich in der Zeitung besprochen, es wäre bis heute völlig unbekannt und unbesprochen geblieben.

Es mag 12 Jahre her sein, als mir die Mitteilung wurde, auf den von der Hirten - Gasse zugänglichen Teil des Victoria - Theaters - Gartens stehe auf einem Boden ein grosses altes Bild. Ich fand in einem einstöckigen, mit rundem Dach versehenen Gebäude, wie %vir einige wenige Lust- oder länd­liche Häuser noch in Berlin aus der holländischen Bauzeit besitzen, auf einem von Tauben bevölkerten Boden, mit dem Gesicht zur Mauer ge­kehrt, im Blendrahmen das angekündigte grosse Bild. Dem Kundigen ver- rieth es seinen niederländischen Ursprung. Es stellte in lebhaftester Auffassung eine Schlacht, bei welcher gerade ein Flussübergang forcirt und eine Brücke gesprengt wurde, vor. Die kämpfenden Parteien waren unverkennbar tür­kische Völkerschaften und Deutsche, wohl Brandenburger. Herr Stadtrat Friedei, der mich gleich nach dem merkwürdigem Funde, der im Besitze eines Trödlers war, unterstützte, erkannte mit gewohntem Scharfblick und seiner umfassenden Geschichtskenntnis sehr bald, dass es eine Darstellung der Schlacht am St. Gotthardspass oder, wie sie auch genannt wird, die Schlacht an der Raab in Ungarn sei, bei welcher die Türken auf ihrem Weg nach Wien wesentlich von den deutschen und norddeutschen Hilfs­truppen, deren letztere damals zu den Niedersächsischen Compagnien zählten, gründlich zuruekgeworfen wurden. Oben gedachter Zeitungsartikel des Herrn F. Meyer hatte übrigens die Aufmerksamkeit des Herrn v. Rauchhaupt, des be­kannten damaligen schneidigen Führers der Conservativen im Abgeordneten­hause wachgerufen, und ihm verdankte ich zunächst eine werthvolle Abschrift aus dem Kirchenbuche zu Trebnitz, in welchem die Vorgänge über jene Schlacht, in welcher ein Vorfahr jenes Herrn v. Rauchhaupt, ein General- Brigadier Rauchhaupt jene sächsischen Compagnien kommandirte und der-