Heft 
(1892) 1
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lieber Hatigcschichtlichpft aus Berlin etc.

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artige, Heldentaten verrichtete, dass ihm mit allen seinen Truppen der Kaiser in Wien einen Triumphzug gestattete und ihm eine ansehnlicheRecom- pence überreichen Hess, geschildert «erden.

Obgleich ich möglichst wenig über das aufgefundene Bild, das ich vor- lllufig nach mir genommen hatte, sprach, hatte doch der damalige Kronprinz, nachmulige Kaiser Friedrich, davon gehört, Hess sich das Bild nach seinem Palais holen und bewies ihm grosses Interesse. Meine Nachforschungen im geheimen Staatsarchiv wurden reichlich belohnt, die dort befindlicheRelation Uber die Schlacht ider offizielle Sehlachtenbcricht) ergab eine Fülle Materials, und gerade solcher Momente, die auf dem Bilde angeführt worden, so dass es keinem Zweifel unterlag, dass dem Maler sow ohl jener Rauchhauptsche wie auch dieser im Staatsarchiv befindliche Schlachtbericht Vorgelegen haben muss. Aus jenem ist die Stelle benutzt, wie v. Rauchhaupt nach Demolirung seines Degens, sich gegen einen anstürmenden Aga mit seinem Karabiner verteidigt, wilhrcnd einer von Rauchhaupts hinzugeeilten Leuten den Türken mit der Lanze in den Leib sticht, so dass er, wie es im Berichte heisst, seinenver­fluchten Geist aufgeben musste, wahrend aus dem Staatsbericht derrelation wie er genannt wird, eine ganze Reihe Momente anf dem Bilde wiederg-egeben werden. I)a Hegt der ganz in rothem Sammet gekleidete Türke am Boden, hier im Vordergründe sind die jetzt im Zeughause befindlichen Kesselpauken, dort die eroberten Feldzeichen mit den Rossschweifen, hier die Fahne etc. Der türkische Führer auf einem Leopardenfell reitend, fehlt nicht und viele Situationen entsprechen dem Bericht im Staatsarchiv.

In der Mitte des Bildes stellt der Künstler den Brandenburger, eine Hünen­gestalt, welcher mit seiner Hellebarde den Pascha, niedersticht, und giebt ihm unverkennbar die Züge des Gr. Kurfürsten. Alle diese Umstände Hessen die Vermutung aufkommen, dass jenes grosse Bild in hohem, wenn nicht höchstem Aufträge gemalt, aber, entweder nicht abgenommen oder in Vergessenheit geraten und hier ein Ende gefunden hatte. Jeder Versuch, auch nur das Geringste zu erfahren, scheiterte an der absoluten Verschwiegenheit des Be­sitzers, jener Trödlerfamilie; auch die Bemühungen, es zu erwerben, waren bei denselben, die durch das Interesse des Kronprinzen dafür begehrlich ge­worden waren, lange Zeit erfolglos, bis der Mann selbst starb, und ich über das Bild immer Stillschweigen beobachtet hatte. Endlich gelang mir der Erwerb, und ich übergab es auf hohen Wunsch dem Zeughause, das bereits vor Jahren die Trophäen aus der Trebnitzer Kirche von der v. Rauchhaupt- schen Familie, die dort ihre Gruft besass, erhalten hatte.

Bei dem Studium des Bildes im Verein mit dem künstlerischen Direktor des Zeughauses Herrn Professor Weiss, gelang es auf dem Bilde selbst den Namen des KünstlersMaass aufzufinden, ob T. oder J. Maass war nicht genau zu erkennen. Für mich, der seine Thätigkeit auf einem anderen Ge­biete hatte, war es nicht möglich,- über die Thatsache der Schlacht hinaus Studien zu machen, resp. Forschungen über Maas, niederländische Meister oder ihre Beziehungen zum Hofe des Grossen Kurfürsten, die dies Bild ver­anlasst haben konnten, anzustellen. Ueber 10 Jahre ruhte der eigenthümliche Fall und Niemand schien da zu sein, die Sache weiter zu verfolgen bis jüngst die vom M. Museum vorgelegten Zeichenbücher der Kurprinzlichen

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