Heft 
(1892) 1
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Bericht über ilie IS. (4. rtffenti.) Sitzung «les I. Vereinsjnhres.

Federn sowie Bleistifte verehrt. Die Versammlung nimmt hiervon mit Dank Kenntnis. Die Gegenstände sind dem Märkischen Museum, welches mehrere sonstige Erinnerungen an den grossen Forscher be­wahrt, überwiesen worden.

Herr Buchhol/, legte eine, ihm von Herrn Altieri übergebene Aquarelle zur Ansicht vor, die Kopie eines ovalen Deckengemäldes von 1672 im Treppenhause der ehemaligenRüstkammer* des alten Marstall- Gebäudes an der Breiten Strasse. Als die Decke im Jahre 1868 aus­gebessert wurde, hatte man diese Malerei so beschädigt, dass sie ganz übertüncht worden ist. Die Tochter des damals dort wohnenden Kgl. Stallmeisters Cammer hatte glücklicherweise schon vor der Zerstörung diese Kopie hergestellt, wodurch das Kunstwerk wenigstens der Dar­stellung nach erhalten bleiben kann. Feber die Erklärung des Bildes äussert sich Herr Dr. Ga Hand wie folgt: Mir scheint die rechts in

den Wolken fronende, am Oberkörper entldösste Frauengestalt mit der Krone eine Bersonilication des Brandenburgischen Staates zu sein und der daneben ruhende Löwe, auf welchen sich das gekrönte Weib stützt, nichts anderes zu bedeuten, als jenes bekannte Sinnbild der Stärke. DerBrandenburgia eilt im stürmischen Fluge die Fama voraus, während zu deren Füssen im Gewölk drei Engelskinder dahinschweben, von denen eins den Kurfürstenhut seinem muntern Gespielen zur Krönung mit dem Lorbeer darbietet. Da die Rüstkammer im Marsfall, nach M. M. Smids, eines Holländers Bläuen, im Jahre 1670 fertig gestellt war, so dürfte die für die Entstehung des Blafondbildes angegebene Jahreszahl (1672) richtig sein. Was die Frage nach dem Erheber betrifft, so kann ich einstweilen nur bemerken, dass damals für den Grossen Kurfürsten in Berlin und Botsdam vier fremde Künstler als Dekorateure al fresco be­schäftigt. waren, nämlich der vorzugsweise als Stuckatur geschätzte Giovanni Baratta sowie die Niederländer Jan Marinus (Johann Marini), Nicolaus Willing, der Lehrer des Augustin Terwesten, und Jakob Yaillant. Von diesen ist mir nur der Kunstcharakter des Letztgenannten, der übrigens erst 1672 nach Berlin kam, bekannt, und auf Grund dessen scheide ich diesen Vlämen hier aus. Denn mir scheint das Deckenbild, schon hinsichtlich seiner Komposition, mehr auf einen bolognesischen oder römischen Akademiker jener Zeit, als auf einen vlämischen Meister, der wohl auch keine schwarzhaarige Fama gemalt hätte, hinzudeuten. Natürlich darf, angesichts der Beschaffenheit- dieser kleinen etwas flüch­tigen Kopie, der Name des Giovanni Baratta mir vermutungsweise angeführt werden.

Hierauf folgte der angekündigte Vortrag unseres Mitgliedes Mielke über das M ärkische Bauernhaus. Dieser interessante Vortrag, welcher durch die künstlerischen und treuen Zeichnungen des Redners unterstützt wurde, fand den ausgesprochenen Beifall der Versammlung. Der Vortrag