Symbolische Rechtsaltertllmer.
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irgend einem Zweck auf einen längeren Dorn gesetzt gewesen. Dieser Zweck muss ein anderer als nur der gewesen sein, die Figur zum Stehen zu bringen, denn das thut sie ohne jede Beihilfe. Das Ganze ist hohl gegossen, rechts und links laufen die Gussnähte herab. Die Höhe der Figur beträgt etwa 19 cm. Die Oberfläche ist zu einem nicht geringen Teile mit einer Kruste bedeckt, die nach aussen bräunlich, innen weiss- lich ist. Da durch dieselbe die Erhabenheiten der Zeichnung sich deutlich abheben, bleibt nur der Schluss übrig, dass die Kruste eine Oxydations- schicht des Bleies ist.
Auf der Vorderseite des Postamentes befindet sich in erhabenen, altertümlichen Schriftzeichen eine Inschrift, die aus folgenden Buchstaben gebildet wird: U. A. S. N. O. W. S. M.
Es handelt sich darum eine Lösung für dieses Rätsel zu finden. Diese hängt aber eng mit der Deutung der Figur zusammen und da über die Vergangenheit derselben nicht das Geringste bekannt ist, so wird die Figur selbst die nötigen Aufschlüsse geben müssen. Es kommt mithin darauf an festzustellen, was dieselbe selbst in ihrer äusseren Gestaltung mitteilt.
I.
ln gewissem Sinne ist die Darstellung, wie namentlich das vollständig verzeiclmete Gesicht zeigt, eine so rohe, die erkennbare Symbolik — ich komme auf eine, Erscheinung an dem Knüttel weiter unten zurück — hin wiederum eine so naive und doch zugleich greifbar deutliche, dass man die Zeit der Entstehung der Figur unbedingt mit der zur Darstellung gebrachten Tracht in Übereinstimmung bringen muss. Denn das ist die Eigenart der naiveren Anschauung länger vergangener Jahrhunderte, dass sie, was namentlich Tracht und Gerät anlangt, Darstellungen aus noch früherer Zeit im Gewände ihrer Gegenwart erscheinen lässt. Demzufolge gestattet die Ausstattung unseres Kitters einen ziemlich sicheren Schluss auf die Zeit seiner Entstehung. Hier stehen Eisenschuhe und Harnisch, sowie der im Nacken geschlossene, aber noch nicht mit Nackenschienen versehene Helm mit beweglichem Gesichtsschutz in einem gewissen Gegensatz zur übrigen Rüstung.
Bis gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts hatte die Ausrüstung des Kämpfers hinsichts der Ringbepanzenmg ihren Abschluss erlangt. Um den Anfang der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts kamen die Plattenrüstungen in Aufnahme, von denen hier int Harnisch und in den Eisenschuhe Teile vorliegen. Obwohl etwa bis zum Anfänge des 2 . Drittels des 15. Jahrhunderts diese Plattenrüstungen soweit aus- und durchgebildet waren, dass sie den menschlichen Körper nach jeder Richtung bedeckten und sich demselben viel enger anzuschmiegen vermochten als die teilweise hartem Leder aufgenähten Eisenringe, blieb nichtsdestoweniger