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Kleine Mitteilungen.
To dten-U hr nennen die Berliner und Märker aber auch den Todten - Wurm, Anobium pertinax, Käfer, die in altem Holze sitzend, so vernehmlich — trotz ihrer Kleinheit — klopfen, dass sie abergläubische Leute in Furcht versetzen. Der Käfer zieht Vorderbeine nebst Fühler an, stützt den Körper vornehmlich auf die Mittelbeine und sehlägt mit Stirn und Vorderrand des Halsschildes gegen das Holz. Meiner Tochter Gesa wurde von unserem Kindermädchen, deren Vater im Hause von Rudolf Mosse, Berlin, Jerusalemer Strasse 48, wohnte, im Jahre 1889 Folgendes mitgeteilt:
„In unserer Wohnung ist der Todten-Wurm, ich habe sein Klopfen, Abends wenn es stille war, oft gehört. Sobald Jemand ins Zimmer trat und ich ihn auf das unheimliche Geräusch aufmerksam machen wollte, hörte dies von selbst auf. Das hat mich sehr gewundert.*) Als ich einst spät mit meiner Mutter zusammen sass, ging das Klopfen wieder los, da sagte meine Mutter: nun wird Einer von uns sterben. Wirklich starb bald darauf eine Tante von mir.“
Dieser Glaube an die prophetische Gabe der mechanischen wie der tierischen Todten-Uhr ist in Berlin uralt und auch in den gebildeten Ständen, gleich der Scheu vor der Arbeit während der „Zwölften“ felsenfest eingewurzelt.
Auf genau derselben Vorstellung von der Todten-Uhr beruht die Sage, welche man im Sterbezimmer Friedrichs des Grossen zu Sanssouci zu hören bekommt. Auf einem Rokkoko-Pfeilertisch steht eine zierliche Boule-Uhr im Louis-Seize-Stil, die Todesstunde des gewaltigen Königs angeblich genau markierend. Die Uhr soll bei seinem Verscheiden stehen geblieben und seither nicht wieder aufgezogen worden sein. E. Friedei.
Tegel und die Gebrüder Humboldt. Ludwig Achim von Arnim schreibt d. d. Berlin, 29. Januar 1820, an Ludwig Sigismund Ruhl:
„Im Humboldtschen Hause fänden Sie wenig verändert, nur hat sich seitdem ein prachtvolles Landhaus in Tegel erhoben, dem Sie auch wohl etwas an Kunstwerken zuwenden könnten, es ist nach Schinkels Plane ganz besonders zur Ausstellung von Kunstwerken eingerichtet. — Tegel, wenn Sie es vergessen haben, dass es schon im Faust bei Gelegenheit der Blutegel vorkommt, liegt 1 1/2 Meile von Berlin, die Gebrüder Humboldt sind da geboren.“ — Diese Mitteilung über das edele Brüderpaar ln der wissenschaftlichen Beilage zur Allgemeinen Zeitung, München, den 24. September 1892, enthält Unrichtigkeiten über die Geburtsorte, die nicht ungerügt bleiben können.
Karl Wilhelm Freiherr von Humboldt wurde am 22. Juni 1867 zu Potsdam geboren, Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt am 14. September 1769 zu Berlin im Hause Jägerstrasse 22. Da über die Umstände bei der Geburt und Taufe öfters Irrungen Vorkommen, wendete sich die Direktion des Märkischen Provinzial-Museums an das Kgl. Dom-
*) Die mit dem Eintreten, mit dem Öffnen und Schliessen verbundene Erschütterung macht das ängstliche Tierchen, welches durch das Klopfen sein Weibchen lockt, stutzig und es hört damit für eine Weile auf. E. Fr.