Uber vorgeschichtliche weibliche Handarbeit.
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Die Nähnadeln gehören zu den wichtigsten Zeugnissen für das erwachende und sich mehr und mehr bethätigende Geistesleben der Menschen. Allinälig rückte in jener für uns unübersehbaren Vergangenheit die Zeit heran, da der Mensch sich nicht damit begnügte, so zu sagen in die Haut des von ihm erschlagenen Tieres zu fahren; er
bearbeitete diese Haut, bevor er dieselbe als Bekleidung anlegte.
Zur Bearbeitung gehören Gerätschaften, deren lange Entwicklungsreihe wahrscheinlich mit einem scharfkantigen Steine, oder mit einem Knochen, einem Holzstücke u. s. w. begann.
Neben die Bearbeitung d. h. die blosse Zurichtung trat naturgemäss die Forderung: das Bekleidungsstück zu befestigen; und weiterhin — hier früher, dort später — musste sich der Wunsch geltend machen: eine bestimmte Form des Bekleidungsstückes herzustellen.
Bevor der Mensch Pfriemen künstlich zurichtete, wird er einen von Natur spitzen Gegenstand benutzt haben, um in die Felle der erlegten Tiere. Löcher einzubohren, in welche zum Knüpfen oder Schnüren bestimmte Fäden eingezogen werden konnten. Das Schnüren ist wol als Ausgangspunkt des Nähens anzusehen; mit einem langen Faden konnte man eine dementsprechende Naht anfertigen.
Es ist vielleicht überflüssig, über die Art solcher Naht Vermutungen anzustellen; einige Worte seien mir indes# gestattet!
Die Stoffteile wurden entweder neben oder aufeinander gelegt zusammengeheftet.
Ohne bei unsern seligen Vorfahren grosse Empfindlichkeit d. h. zarte Haut und besonders reizbare Nerven vorauszusetzen, können wir doch annehmen, dass ihnen allmälig ein Verständniss für gesteigertes Behagen aufdämmerte; Beilagen aber hängt zum Teil von der Bekleidung ab.
Wenn die Stoffteile sehr hart waren, empfahl es sich, sie neben einander zu heften, damit nicht eine lästige Kante entstand. Die eingebohrten Löcher werden alsdann entweder in schräger oder in gerader Richtung zu einander gewesen sein.
Bei weicheren Stoffen wird man die auf einander liegenden Teile in gleichen d. h. zusammen treffenden Abständen durchbohrt haben, wodurch eine richtige Naht auf’s Beste vorbereitet war.
Diese vorbereitete Naht liess bereits (in’s sehr Grobe übertragen) mehr, als eine Nähweise zu, nämlich nicht nur die sogenannten Vorstiche, sondern auch Steppstiche u. s. w. Doch es ist selbstverständlich, dass die allergrösste Einfachheit den Anfang machte.
Wie sich das Nähen einerseits aus dem Schnüren entwickelte, so hängt es andererseits (wie auch das Weben) mit der Fertigkeit des Flechtens zusammen.
Um nun den Spuren der ältesten Nähnadel in der Mark Branden-