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f^er vorgeschichtliche weibliche Handarbeit.
burg nachzugehen, ist es nötig, den Blick auf das Allgemeine, überall gültig Gewesene zu richten.
Ich erinnere zunächst an die Einteilung in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit. Auf die bekannten Unterabteilungen oder ” ' schnitte
dieser Kulturperioden werde ich gelegentlich zurückkoinmen.
Überall, wo der Mensch überhaupt Steine vorfand, entnahm er seine Waffen und Werkzeuge zuerst diesem ihm bequem zugänglichen Material. Ueber die Hauer der Steinzeit in einem bestimmten Bande, bei einem bestimmten Volke lassen sich nur selten ungefähre Schätzungen anstellen; der Anfang ist in undurchdringliches Dunkel gehüllt, und das Ende ist nirgends mit völliger Gewissheit zu bezeichnen, indem eine neue Zeit ihren Übergang haben will, — d. h. indem eine neue Kultur doch nicht plötzlich, willkürlich und an allen Punkten zugleich auftritt.
Die Steinzeit wird bekanntlich in die paläolithische und in die neolithische eingeteilt, — in jene Zeit, da man sich Anfangs mit unbehauenen, später mit behauenen Steinen begnügte, und in jene, da man es verstand, den Stein säuberlich zu glätten.
„Paläolithische Werkzeuge will man bei uns und in Norddeutschland überhaupt nicht anerkennen.“ Wir würden also die ältest»* Nähnadel der Mark Brandenburg (der Himmel vergönne uns, dass sie gefunden werde!) in die neolithische Zeit zu rechnen haben.
Der kürzlich verstorbene Forscher H. Schaatfhausen btdiauptete: „Der Dorn, den man in britischen Gräbern fand, ist das Vorbild der Nadel.“ Und derselbe Forscher äusserte in Bezug auf die prähistorischen Ansiedlungen bei Andernach: „Sowol die Form der Steingeräte, wie die bearbeiteten und geschnitzten Knochen, das Fehlen der Töpferei und die Beste des Kenntiers setzen unsern Fund an die Seite der berühmten Station von La Madelaine in der Dordogne, die in so grosser Zahl Knochenschnitzereien geliefert hat. Eine knöcherne Nähnadel ist ebenso gross und von gleicher Gestalt, wie die, welche Bartet in den Grotten von Dordogne fand. Eine einzige beweist, dass der Mensch jener Zeit bekleidet war.“ (Corr.-Bl. d. d. Ges. f. A. E. u. U., 1883, Seite 125.)
Die Nadeln aus Knochen haben wir als die ältesten anzuseheu. Aber wie sich der Gebrauch der Steingeräte weit über die Steinzeit hinaus — aus Funden aller Art — nachweisen lässt, — so dass man z. B. nicht jeden Steinhammer, dessen Fundumstände unbekannt geblieben sind, bedingungslos in j«*ne älteste Zeit rechnen darf — so haben sich auch, aber in weit grösserem Maasse, die aus Knochen gefertigten, also die ältesten Nadeln bis in spätere Zeiten im Gebrauch erhalten, .la, wenn ihr Auftreten identisch mit Steinzeit wäre, so Hesse sich behaupten, dass wir nach dieser Richtung hin noch immer in der Steinzeit lebten; Held und llerter und andere Sachverständige könnten dies bestätigen.