Heft 
(1892) 1
Seite
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Über vorgeschichtliche weibliche Handarbeit.

Ich lege Ihnen eine Abbildung der Nadeldüse vor und zeige Ihnen ferner bronzene Nähnadeln ans der Provinz Sachsen, aus Pommern, Posen, Schlesien, Hannover, Bayern und Schottland, sowie eine Knochennadel aus der Provinz Sachsen und eiserne Nähnadeln aus Dänemark und Norwegen.

Über einige der vorgeführten Exemplare seien mir noch einige Bemerkungen gestattet!

Die Abbildung der soeben erwähnten Knochennadel fand ich in demHandbuch der Germanischen Altertumskunde von Dr. Gustav Klemm, aus dem Jahre 1836. Es heisst dort S. 51:Sehr früh benutzte man Horn und Knochen zur Bereitung von Werkzeugen, und von dieser Art ist die auf unserer Tafel No. 8 in natürlicher Grösse abgebildete Nähnadel, welche Dr. Wagner auf dem grossen Opferherde bei Schlichen (Kr. Schweinitz, Pr. Sachsen) fand und Tafel VI zu seinemÄgypten in Deutschland abbildete. Fragmente solcher Nadeln finden sich sehr häufig unter der Aschenlage des grossen Opferherdes zwischen Schlieben und Malitschkendorf.

In Bezug auf die bronzene Nähnadel aus Schlesien schreibt mir Herr Geheimrat Grempler in Breslau: dass dieselbe das einzige Exemplar im dortigen Museum sei.

Ehe ich zum Schlusse meiner Umschau die nur das gerade Zu­gängliche streifen konnte komme, lege ich Ihnen, geehrte Anwesende, noch Abbildungen von Nadeln zum Vergleich vor.

Ausser zwei Knochennadeln aus der Universitätssammlung in Phi­ladelphia, von denen ich Skizzen anfertigen konnte, zeige ich Ihnen sieben Nadeln, die aus Californien stammen und sich nunmehr im Museum of Natural History in New York befinden. Es sind sehr gefällige Formen darunter. Die Ähnlichkeit mit deutschen und anderen europäischen Nadeln ist nicht weniger interessant, als die eigentümliche Fadenführung bei zwei Exemplaren, deren Durchlochung nur bis zur Mitte reicht und dort in eine zweite (zu ihr im rechten Winkel stehende) Durchlochung mündet,

Schliesslich haben Sie eine kleine Probe von Nadeln, welche Schlie- mann auf Hissarlik, in den verschiedenen Kulturschichten seines Troja fand. Die aus der ersten (d. h. untersten) Stadt stammenden Nadeln aus Knochen und Elfenbein weisen noch keine Durchlochung auf; jene aus der dritten Stadt dagegen sind z. T. durchlocht. Überraschend ist die Ähnlichkeit von No. 561 mit den von Stettin vorgeführten Bronzenadeln, welche dort (und anderswo) nur für Schmucknadeln gelten, obgleich die Möglichkeit nahe liegt, dass die Einkerbungen zum Umknüpfen eines Fadens dienten. In der vierten Stadt wurden bronzene Nähnadeln ge­funden, darunter solche mit zwei spitzen Finden. Bei einem Exemplar ist der Kopf erst flachgeschlagen und darauf durchlocht; bei einem