Heft 
(1892) 1
Seite
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32 Ueber das Verhältnis der Heimatkunde zur Gescliichts und Altertumskunde.

bereit, unsere auf provinzielle. Zusammenfassung und Vereinigung gerich­teten vaterländischen Bestrebungen gütigst unterstützen zu wollen; wir hoffen unsererseits, anch die dortigen Interessen, soweit ergänglich und soweit erwünscht, fördern zu helfen, und versprechen, ohne Eifersucht und ohne Scheelsucht, lediglich getragen von dem wissenschaftlichen Gedanken und beseelt von der Liebe zu unserm angestammten Fürsten­hause und zu unserer teuren Heimat, allezeit gute Nachbarschaft halten und freundwillige Beziehungen pflegen zu wollen. Möge man von unserer Gesellschaft für die Heimatkunde der Provinz Brandenburg dereinst sagen, dass auch ihr stets der Wahlspruch vorgeschwebt habe:

Hie gut Brandenburg allewege!

Über das Verhältnis der Heimatkunde zur Geschichts- und Altertumskunde

von

Dr. Carl Bolle,

Bürger-Deputirter der Stadt Berlin.

Nach den beredten Worten des Herrn Vorredners, in dem wir den eigent­lichen und unbestreitbaren Begründer unseres soeben ins Leben tretenden Vereins für Heimatkunde begrüssen, bleibt mir nur Weniges anzudeuten übrig, für welches ich mir von den geehrten Anwesenden einige Minuten der Geduld und Aufmerksamkeit erbitte.

Allerdings könnte das Objekt der mir obliegenden Betrachtung zu Er­örterungen Anlass bieten, die des weitgreifenden Ausspinnens fähig sind; dasselbe lässt sich indess auch wohl hier, wo geringeres Maass an Zeit und Fähigkeit es fordert, in knapp gefasstem Umriss präzisieren.

Das Feld unserer bevorstehenden Thätigkeit erscheint als räumlich ziemlich eng begrenzt; in Wahrheit aber umfasst es Aufgaben von einer Vielseitigkeit und Bedeutung, vor welchen das bescheidene Können des Einzelnen zurück­schrecken dürfte. Was Diesem allzuschwer fällt, ermöglicht sich durch ver­einte Kraft Vieler. Leichter gemacht wird wohl auch die Mühe, wenn wir jene warme Liebe zu dem Boden, der uns trägt und auf dem wir geboren sind, mit in Anschlag bringen und uns davon durchdrungen fühlen, wie unter gesteigerten Ansprüchen der Gegenwart eine gegen früherhin inten­sivere Erforschung eben dieses Bodens und des auf ihm sich Regenden not­wendig geworden ist.

Die Mark Brandenburg, wenn auch lange schon dem Dunkel eines be­liebigen Erdflecks entrückt, ist durch die glorreichen Vorgänge jüngster Ver­gangenheit so sehr in den Vordergrund weltgeschichtlicher Bedeutsamkeit getreten, dass auch weit ausserhalb der Sphäre ihr durch Geburt oder Walil Angehöriger die fernsten Kreise jenseits ihrer Grenzen sich über sie unter-