Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.
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stattung über die Vorgänge in unserer Brandenburgia ihre Spalten fortan öffnen wird. Die Versammlung begrüsst dies mit Dank.
6. Von dem Mitgliede Fräulein Elisabeth Lemke sind interessante Vivat-Bänder aus dem Ende des vorigen und dem Anfang dieses Jahrhunderts eingegangen. Vorsitzender Friedel wird sich bemühen, in einiger Zeit der Gesellschaft eine grössere Ausstellung dieser so interessanten kulturgeschichtlichen Zeugnisse unserer Vorfahren vorzuführen.
7. Vors. Friedel übergiebt als Vermehrung der Gesellschafts- Büchersammlung die Sonderausgabe seiner in der Zeitschrift „Bär“ erschienenen „Wanderstudie: Mölln und Till Eulenspiegel“, deren einer, den genannten Schalksnarren betreffender Teil vom Verfasser in der Sitzung vom 13. Dec. v. J. in der Hauptsache vorgetragen worden ist.
8. F. Brunold +. Vors. Friedel gedenkt des am 2. d. M. zu Joachimsthal in der Uckermark verstorbenen märkischen Schriftstellers, der Jahrzehnte hindurch viel mehr unter diesem angenommenen Pseudonym, als unter seinem wirklichen Namen Ludwig Ferdinand Meyer bekannt gewesen ist. Meyer, zu Pyritz am 19. November 1811 geboren, war in den dreissiger Jahren Lehrer in Berlin und stand in freundschaftlichen Beziehungen zu dem damaligen Kreise Berliner Dichter Ferrand, Kossarski, Bernstein und W. Jaeger; auch mit Willibald Alexis, Hermann Marggraff, Franz Freiherrn von Gaudy, dem alten Karl Müchler, mit Wilhelm Müller, Julie Buron und Adalbert von Chamisso verkehrte Brunold, wie aus seinen in der Sitzung vorgelegten „Literarischen Erinnerungen“ (2 Bände, Zofingen und Leipzig 1875) hervorgeht. 1834 veröffentlichte er mit den erstgenannten Epigonen eine Gedichtsammlung „Nachklänge“. Später liess er allein noch mehrere Gedichtsammlungen und eine grosse Reihe von Erzählungen erscheinen. Gemeinsam mit Hedwig Dohm gab Br. unter dem Titel „Lust und Leid im Liede“ eine Blütenlese deutscher Gedichte heraus. Nach Joachimsthal in eine bescheidene Stellung als Lehrer versetzt, trat er 1879 in den wohl ver- dienten Ruhestand. Ein kurzer Lebensabriss mit dem freundlichen Bilde des alten Herrn bringt der Bär Bd. XVI. vom 4. Januar 1890 S. 165 und 167. Soll man ihn mit dem verstorbenen märkischen Volksdichter Weise, seinem Nachbar in Freienwalde a. O. vergleichen, so hat dieser aus seiner einfachen Stellung als ehrsamer Drechsler und Handwerksmeister niemals ein Hehl gemacht, Brunold, obwohl er in den letzten Jahren versuchsweise an allem Märkischen, wie der Erbauung der „As- kanierburg“ (Aussichtsturm) am Werbellin-See durch Prinz Karl von Preussen, an dem Gedeihen des Märkischen Provinzial-Museums, an der Mitarbeiterschaft der Zeitschrift „Bär“ und zuletzt auch noch an der „Brandenburgia“ Anteil genommen hat, erfreute sich eines weiteren ästhetischen Blickes und umfassenderer literarischer wie geschichtlicher Kenntnisse. Seine Gedichte „der alte Uchtenhagen“, der „Werbellin“, „die