Heft 
(1894) 3
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Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.

Wasserbinsen gehören zu den Perlen märkischer Dichtung. Mit Brunold stirbt vor der Hand der letzte der märkischen Volksdichter. Ehre seinem Andenken und möge uns bald Ersatz für unsere märkischen Sänger Weise und Brunold erblühen!

9. Ein altes Ölgemälde der Marienkirche auf dem Har- lunger Berge bei Brandenburg a. H., welches das Märkische Mu­seum kürzlich erworben, wurde ausgestellt und vom Vorsitzen den Friedel wie folgt besprochen.

Der Harlunger Berg trägt wie die Stadt Brandenburg selbst einen altgermanischen, vielleicht an die Heruler erinnernden Namen, der sich durch die Slavenzeit hindurch bis zur Regermanisirung unseres alten Semnonenlandes, des Stammsitzes der Deutschen, erhalten hat. Er ist aber nicht bloss in der suevosemnonischen Zeit, sondern recht eigentlich auch in der wendischen Zeit eine hochheilige Höhe gewesen, auf der ein Triglav-Tempel sich bis zur letztmaligen Unterwerfung des Hevellerlandes unter christlich-deutsche Herrschaft befand, ln die von Pribislav hier oben gegründete, byzantinisch stilisierte, der Mutter Gottes geweihte Kirche ist das dreiköpfige Holzbild des dreiköpfigen Slavengottes gekommen und leider vom Churfürsten Joachim I. an seinen flüchtigen Schwager König Christian II. von Dänemark, den Urheber des Stockholmer Blut­bads um 1526, verschenkt worden.*) Das Götzenbild ist seitdem ver­schollen, alle diesbezüglichen Bemühungen, auch die vor mehreren Jahren von mir in Dänemark und Schweden erneuerten, sind völlig ergebnis­los geblieben.

Jetzt krönt den Berg das 30 m hohe Kriegerdenkmal der Kurmark, welches wir am 26. Juni 1892 auf unserer Wanderfahrt nach der alten Havelveste mit Interesse besichtigt haben.**) Das Bild, 36 cm hoch 47 breit, auf Leinwand gemalt, stellt die Marienkirche als leidlich wohl erhaltene Ruine mit einer Menge von Nebengebäuden und einer ver­fallenen Umfassungsmauer dar, wie das Ganze bis 1722 sich erhalten haben mag, wo die Steine zum Bau des Militär-Waisenhauses und anderer Häuser auf Befehl des Soldatenkönigs zum grossen Theil verwendet worden sind. Von Pribislav ging die Marienkirche, nach M. W. Heffters Darstellung auf Albrecht den Bären, von diesem auf Markgraf Otto I. über, bis derselbe sie durch Urkunde von 1166 dem Domkapitel zuwies.

1434 liess Kurfürst Friedrich I. die Marienkirche gründlich aus­bessern. Sie hatte, wie unser Bild zeigt, vier Türme und war zum Teil aus demselben quarzitischen Sandstein, den wir noch am Havelberger

*) Der verjagte Christian II. stellte sich bei Joachim I. 1523 in Berlin ein. Seine Schwester, des Kurfürsten Gemahlin, versetzte ihre Kleinodien für den Bruder, Joachim leistete Vorschüsse. Vgl. Droysen, Gesch. der Preuss. Politik. 2. Aufl. II. 2. Abth. 8. 117 und 139.

**) Vgl. Monatsblatt I. 74.