Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.
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von ledigen und verheirateten Erwachsenen. Dazu wird eine „ Walk “ gemacht: eine Bahn, welche schräg in die Erde führt, oben schmal, nach unten verbreitert. Sind z. B. drei Spieler, so „kullert“ der erste ein Ei in die Walk hinunter. Trifft dann der zweite das erste Ei mit einem zweiten, so ist das erste „geschlagen“ und kommt in den cyck, eine kleine Vertiefung seitwärts neben dem Walk. Das geschlagene Ei zahlt ein oder zwei Pfennige an den Treffer, und so wird weiter „gewaleet“.
Das Murmel-Spiel unserer Berliner Kinder (mit gebrannten bunten Thonkügelchen, früher K nippküge lchen genannt) ist nichts weiter als eine Abart des wendischen Walkspiels, dauerhafter wegen der Festigkeit der Murmeln und geeigneter für Stadtkinder, denen die Eier immer eine rarere Waare sind. Mit grosser Energie halten unsere jugendlichen Spreeathener an diesem Spiel fest, das in der ersten Lenzzeit um Ostern herum, sonst aber niemals, auf den Strassen neben dem ebenfalls symbolischen Kreisel- und Bruinm-Triesel-Spiel, ausgeübt wird. An andern märkischen Orten beginnt um dieselbe Zeit das Ballspiel. Ei, Kugel, Ball, alles ist ein und dasselbe Symbol, für das ei’wachende Lenzesleben, für die neu erwachende, neubelebende, neu schaffende Lenzessonne.
Bezüglich des Verhältnisses zwischen Osterhase und Osterei sei noch bemerkt, dass der Hase der Frühlings-Göttin Ostara, der Hulda oder Frau Hark, gehört. Frau Harke’s Heerde besteht aus Hasen, Hulda lässt sich bei ihren nächtlichen Wanderungen vom Hasen Lichter voraustragen. Hase und Kinderreichtum gehören zusammen. Hasenteiche, Hasenbrunnen, Hasennester gelten vielfach als Ursprungsort der Kinder. Der Ausdruck Hasenbrot wird jetzt noch in der Mark, auch bei Berlin und im südwestlichen Mecklenburg gehört, es sind die Brotreste, welche die Eltern von der bei der Feldarbeit gehaltenen Vespermahlzeit, vom Vesperbrot heimbringen und die von den Kindern als Hasenbrot gern verzehrt werden. Diesen Namen Hasenbrot führen auch die Schoten des T-Tasengeil (Sarothamnus [Spartiüm L.] scoparius Koch) genannten Strauchs, aus dessen gelbblühenden Zweigen um Pfingsten kleine Besen zusammengebunden und auf den Markt gebracht werden.
In Tyrol giebt das Mädchen dem Geliebten Ostereier, die am Samstag vor Ostern beim geweihten Feuer rot gesotten sind, um dadurch Liebe zu entzünden. Liebende beschenken sich auch mit Ostereiern, welche vom Priester geweiht und mit Versen beschrieben werden, wie: Ich wünsche, Liebchen, froh und frei,
Mich Dir, Dich mir zum Osterei.
Oder:
Ich, Du, das Ei,
Das sind unser Drei, Teilen wir das Ei, Bleiben unser zwei, Einen wir uns zwei, Bleibt’s bei Einerlei.