Issue 
(1894) 3
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Bericht über die Versammlung im Bürgersaale des Rathauses.

1B

die Buchweisheit, wie leicht zu verstehen, dort der Schwan sehr in den Hintergrund durch den Klapperstorch des deutschen Binnenlandes und seine civilisatorische Mission gedrängt. Dazu kommt, dass die nistenden Schwäne sich stark vermindern und die Schwanen-Eier in Folge dessen anfängen, sehr kostbar zu werden. Mit der Zeit hat man sie durch die Eier der Grau-Gans (Anser cinereus Meyer) die Stammmutter unseres vielbegehrten Martinsvogels ersetzt, die bei uns noch vielfach nisten und den Nord-Germanen als kluge und vorsichtige Vögel gelten, wie denn ein berühmtes altnordisches Gesetzbuch kurzwegdie Graugans be­namset worden ist; aber auch diese Gänseeier, so vom zahmen wie wilden Vogel, werden bereits zu teuer, und so ist denn auch in den ge­schilderten Gegenden unseres baltischen Küstensaumes fast ausschliess­lich bereits das Ilaushuhn das ostereispendende Tier geworden.

Ferner zeige ich Ihnen drei Eier (Märk. Mus. Kat. VI No. 8172 und 9803), wie sie seit unvordenklichen Zeiten in den Haveldörfern Tief- ^ werder und Pichelsdorf augefertigt und hauptsächlich an die Grune- wald-Besucher um die Osterzeit verkauft werden, vor. Das ausgepustete Ei wird mit dem Mark der Binse oder Biese (Juncus effusus L. und J. couglomeratus L.) concentrisch beklebt, und ausserdem werden in ge­wissen Zwischenräumen bunte Papierfleckchen und Metallflittern daneben angebracht. In den Fischerhäusern sieht man diese Eier als Zierrate häulig hängen. Aus den geknickten Stengeln stellt man Wasser- vögel, Schwäne, Gänse und Enten dar und beschenkt auch hiermit die Kinder, während das Binsen-Mark in recht steinzeitlicher Weise noch jetzt ausserdem mitunter als Lampendocht verwendet wird.

So viel vom Osterei. Das Ei, es sei noch einmal gesagt, gilt als Symbol des verborgenen schlummernden Lebens und darum auch der Auferstehung. Als ein solches Sinnbild hat es die den heidnischen Ge­bräuchen sich mitunter klug anpassende katholische Kirche aufgefasst, ln einer kirchlichen Anordnung des Papstes Paul V. (16081620) findet sich deshalb auch folgender Eiersegeu:0 Herr, wir bitten Dich, segne dies Dein Geschöpf, das Ei, auf dass es zur heilsamen Nahrung werde für Deine glaubenstreuen Diener, auf dass diese es gemessen im dank­baren Gedenken der Auferstehung unseres Herrn Jesu Christi!

Ich schliesse die Osterei-Betrachtung mit Geibels edlem Dichterwort: Es ist ein inniges Erneuern Im Bild des Frühlings offenbart.

Was dürr war, grünt im Wehn der Lüfte;

Jung wird das Alte, fern und nah;

Der Odem Gottes sprengt die Grüfte

Wacht auf, der Ostertag ist dal

II. Darauf sprach unser Mitglied, Dr. Pniover über denEin­tritt der Germanen in die Weltgeschichte. Der Redner hofft demnächst in unserer Gesellschaft über die älteste germanische Bevölkerung,