Heft 
(1894) 3
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20 Bericht ttber die Feier des zweiten Stiftungsfestes der Brandenburgs.

offenen, empfänglichen Sinnen die Natur zu betrachten vermag, wird dieser erhebenden Wirkung auch auf unseren märkischen Höhen inne werden. Und der Trieb sich zuweilen hinauszulieben aus dem gewohnten Niveau des täglichen Lebens, die Brust in reinerer Luft zu baden, und das Auge über weite, friedliche Gefilde streifen zu lassen, ist ja eigent­lich in unserem Kulturleben, in unseren Existenzbedingungen begründet; denn schön ist Gottes weite Welt.

Bericht über die Feier des zweiten Stiftungs­festes der Brandenburgia

am 31. März 1894 im Höfel zu denvier Jahreszeiten, Prinz Albrechtstr. 9.

Die Feier begann mit einem von Dr. Adolf Reich verfassten Be- willkommmmgsgruss, welcher von dem 1. Schriftführer, Ferdinand Meyer, vorgetragen wurde; worauf der II. Vorsitzende, Stadtrat Friedei, den Kaiser-Trinkspruch mit folgenden Worten einleitete: Hochansehnliche Versammlung!

Um die heutige Mitternachtstunde läuft das Geschäftsjahr der Gesell­schaft für die Heimatkunde der Provinz Brandenburg ab, und unsereBran- denburgia kann damit auf eine volle zweijährige Thätigkeit zurückblicken.

Das Arbeitsfeld ist durch die Beschlüsse der Central-Kom- mission für wissenschaftliche Landeskun de von Deutschland , welche auf den deutschen Geographentagen Zusammentritt, wie für alle deutschen Landesteile so auch für unsere Provinz Brandenburg und Berlin abgegrenzt und, wie Sie alle wissen, ein ausserordentlich reich­haltiges. Es umfast alle Wissenszweige, welche dazu dienen, die gegen­wärtigen und die vergangenen Verhältnisse unserer Heimat aufzuklären und gemeinfasslich zum Ausdruck zu bringen, sowohl die Ergebnisse der Naturkunde, wie die Hinterlassenschaft, welche die Hand und der Geist des Menschen zu Stande gebracht hat.

Übt einerseits dies gewaltige Gebiet wegen seiner grossen Mannig­faltigkeit eine besondere Anziehungskraft nach dem Erfahrungssatze aus, dass, \Ver Vieles bietet, Jedem Etwas bietet, so ist es andererseits klar, dass wir in der kurzen Spanne von zwei Gesellschaftsjahren, Vieles, was uns zu erforschen obliegt, noch kaum haben anstreifen können. Den­noch werden unsere Versammlungen, unsere Sitzungen, unsere Monats­berichte und unser Archiv erweisen, dass wir rüstig und nicht ganz ohne Erfolg an die Arbeit gegangen sind.

Die Letztere in ihrem vollen Umfang zu würdigen, liegt mir an dem heutigen, der Geselligkeit gewidmeten Abend nicht ob. Auschliessen möchte ich aber doch wenigstens an ein Thema, nämlich an den grösseren Vortrag, welchen uns in der Sitzung vom 21. d. M. eins unserer Mit­glieder über das erste Auftreten und die Urheimat unseres Volks gehalten hat.