Heft 
(1894) 3
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Bericht über die Sitzung im Bürgersaale des Rathauses.

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Cuius Primum Lapidem Posuere Johannes de Forcade, Residentiae Regiae Commendator, Et Reinholdus Christianus a Derschau Legionis Glasenappianae Supremus Locum Tenens Anno: 1723.

dessen Ersten Stein legten Jean de Forcade, der Königlichen Residenz Kommandant, und Reinhold Christian von Derschau des Glasenappschen Regiments Obrist-Lieutenant.

Im Jahre: 1723.)

Der Fund ist dem Märkischen Museum übergeben und Kat. B. VI. Nr. 11230 eingetragen. Der Vortragende rühmt die gute Erhaltung desFund- stiicks und beklagt, dass man hierorts bei dergleichen Grundsteinver­legungen, wie neuerliche Ausgrabungen (z. B. im ehemaligen Münzgebäude am Werderschen Markt und im ehemaligen Friedrich Wilhelms Gym­nasium Koch- und Friedrich-Strassen Ecke) zeigen, mitunter so unsorgfältig verfahren wäre, dass die im Grundstein eingeschlossenen Gegenstände durch Nässe verdorben worden seien.

9. Ausschussmitglied Buchholz bespricht Vorlagen aus dem Mark. Prov. Museum.

a. Ein Spiel Karten aus der letzten kurfürstlichenZeitFriedrichsIIP, das nach dem Scepterzeichen auf der buchdeckelähnlichen Hülle vermut­lich dem kurfürstlichen Hause selbst angehört hat. Es sind 36 Blätter in derselben Gliederung, wie die jetzt noch üblichen deutschen Karten. Sie sind hergestellt durch Ausschneiden von weissem Papier und Aus­füllen der Ausschnitte mit farbiger, zum Teil auch gold- und silber-ge- stickter Seide, wobei dann der Tusch pinsel ein Übriges getlian hat. Bei Anfertigung der Bilder haben dem Künstler offenbar Mitglieder ein­zelner europäischer Höfe vorgeschwebt, wie es überhaupt im ganzen 17. Jahrhundert üblich war, auf diese Weise die europäischen Mächte beim Kartenspiel gegeneinander operieren zu lassen. So scheint die Herz- Gruppe (König, Dame, Bube) den Kurfürst Friedrich III., bezw. seine Gemahlin und den Kurprinzen in römischer Tracht darzustellen; in ähn­licher Weise die Kreuz-Gruppe den russischen Hof, die Pique-Gruppe den polnischen und die Schellen-Gruppe einen anderen, vielleicht den ungarischen Hof, vorstellen zu sollen, und das Kartenspiel selbst hat deshalb in jenen Zeiten zugleich auch den Reiz der politischen Spielerei gehabt.

Bezüglich der Geschichte des Kartenspiels will ich nur bemerken, dass es bereits im 13. Jahrhundert als eine besondere Belustigung er­wähnt wird, dass es im 15. Jahrhundert in Deutschland schon sehr all­gemein war, und die damit verbundenen Ausschreitungen ihren Höhe­punkt in der Landsknechtsperiode des 16. und 17. Jahrhunderts er­reichten, so dass schon damals ebenso wie heute gegen das Laster des Kartenspiels geeifert wurde. Die Herstellung der Spielkarten wurde in solchem Masse getrieben, dass schon während des 15. Jahrhunderts in