Heft 
(1894) 3
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Bericht über die Sitzung im Bürgersaale des Rathauses.

einigen Städten Deutschlands ordentliche Innungen der Kartenmaler bestanden. Eine umfassende Zusammenstellung der Entwickelung des Kartenspiels hat der verstorbene Geheime Hofrat Dr. Graesse zu Dresden in der Zeitschrift für Museologie, Jahrgang 1878, gegeben.

b. Durch Zufall ist das Mark. Museum in den Besitz eines Skizzen­buchs aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts gelangt, das nach den auf den einzelnen Blättern befindlichen Daten einem Berliner Künstler, und zwar, wie die Skizzen selbst erweisen, einem hervorragenden an­gehört haben muss. Ja, nach der technischen Manier, nach der Wald der Motive und vor allem nach der genialen künstlerischen Ausführung möchte man die Vermutung wagen, dass die Skizzen von der Hand un­seres grossen Meisters Gottfried Schadow herrühren, wenn nicht die biographischen Notizen (vergl. Friedländer, Gottfr. Schadow, 1864, S. 21) dieser Vermutung entgegen ständen, insofern Schadow im September und Oktober 1791 in Stockholm und Petersburg war, einige der Skizzen aber, die aus derselben Zeit datiert sind, in der Mark gemacht waren.

Fast jedes Blatt ist mit einem Datum versehen, und zwar die meisten aus den Jahren 1791 und 1792, die letzten beiden von 1802. Berliner Aufnahmen sind ohne Ortsangabe, bei den nichtberlinischen ist der Ort jedesmal beigeschrieben und so kommt vor: Potsdam 1791, Pankow 1802, Tassdorf 1794, Frankfurt 1794. Eine Notiz auf dem letzten Blatt bezieht sich auf eine Reise von Frankfurt a./O. über Fürsten­walde und die Rahnsdorf sehe Mühle nach Berlin, und da eine Frank­furter Skizze vom 10. 8. 1794, eine Rahnsdorfer Skizze vom 15./8. 1794, eine Tassdorfer Skizze vom 8./8. 1794 datiert, so ergiebt sich daraus, dass der Künstler am 8. und 9. August von Berlin nach Frankfurt a. O. am 14. und 15. August zurück nach Berlin gefahren ist. Während die hauptsächlich vorkommenden figürlichen und Portrait-Skizzen die Meister­hand verraten, sind die 3 Landschaftsbilder nur sehr leicht und un­künstlerisch hingeworfen, was vielleicht dadurch erklärlich ist, dass der Künstler nur wenige Minuten Ruhepause dazu übrig hatte. Die Be­obachtung von Personen bei ihrer Arbeit, bei ihrer Ruhe oder beim Spiel herrscht vor. Von besonderem Interesse für die Gegenwart ist die da­tierte Fixierung der Trachten und einzelner Stücke derselben: wir werden mitunter in die Lage kommen, bei Bestimmung anderer Trachtenbilder oder auch einzelner Bekleidungsstücke diese Skizzen zu Rate zu ziehen. (Die künstlerisch vollendete Ausführung der meisten Zeichnungen fand die Anerkennung der Anwesenden.)

10. Aus Anlass von Mitteilungen, die das Märkische Museum seinem Pfleger, dem Mühlenbesitzer und Lieutenant der Reserve, Herrn Scherz in Lychen verdankt, habe ich am 12. März die Stadt Lychen be­sucht und einige kulturgeschichtlich auffällige Stellen näher durchforscht.