Issue 
(1894) 3
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Bericht über die Sitzung im Bürgersaale des Rathauses.

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nach der Eroberung, im Jahre 1248, dieser Ansiedelung das Stadtrecht gaben, so liegt die Annahme nahe, dass sie im eben geführten Kriege die feste Lage des Orts erkannt hatten und eine von Mauern umgebene Stadt an dieser Stelle für eine sichere Stütze gegen neue Feindseligkeiten der Pommern halten konnten. Deshalb kann es als wahrscheinlich gelten, dass in dem letztgedachten Kriege diese Ansiedelung zuerst längere Zeit hindurch gegen die Markgrafen verteidigt wurde, bis die Überwältigung stattfand, wobei die Wattenstücke in den Sumpf gerieten.

Bei dieser Überwältigung muss dann zugleich eine Niederbrennung der Ortschaft stattgefunden haben, welcher eine vergrösserte Neuanlage der zur Stadt erhobenen Ortschaft folgte. Hierfür spricht ein Befund, den ich im März näher feststellte.

An der nordwestlichen Seite der Stadt, zwischen der Stadtmauer und dem nahe anstossendenNesselpfuhl-See, wahrscheinlich noch über einem Teil des ehemaligen Stadtgrabens oder über der denselben Zweck vertretenden früheren Bucht des Sees, der bis an die Stadtmauer grenzte, liegt eine Landscholle von ungefähr 100 m Länge und 8050 m Breite, bei deren Beaekerung der Besitzer sich schon immer über die vielen zum Vorschein kommenden Topf-Scherben gewundert hat, bis Herr Scherz auf die Sache aufmerksam wurde und das Mark. Museum be­nachrichtigte. Diese Landscholle besteht durchweg bis zu einer Tiefe von 1 bis 1,5 m, aus aufgefahrenem Boden und zwar aus Brandschutt: Durch Feuer mehr oder weniger erhärtete Lehmpatzen, verkohltes Holz, Asche, Knochenabfälle, humose Massen, mitunter auch einige Lagen reinerer Erde und überall Scherben von Thongefässen, von den letzteren so viel, dass man leicht mehrere Fuhren davon sammeln könnte. Sie liegen dabei nicht etwa auf einem oder mehreren Haufen zusammen, wie das in der Nähe ehemaliger Töpfereien oft der Fall ist, sondern immer einzeln und durchsetzen das ganze Erdreich, so dass sie beim Angraben, wie auf der Oberfläche, überall zum Vorschein kommen.

Nun giebt die Töpferwaare älterer Zeiten stets einen sehr sicheren Anhalt zur chronologischen Bestimmung. Man kann schon aus den Topf­scherben selbst unterscheiden , ob sie noch der germanischen Zeit oder der im 5. Jahrhundert beginnenden wendischen Zeit angehören, ln beiden Perioden wurde der Thon nicht bloss nicht geschlemmt, sondern sogar noch mit durch Hitze mürbe gemachten und dann zerkleinerten Granitstückchen vermengt, vermutlich, um das Zerbersten beim Trocknen zu verhindern. Aber während in germanischer Zeit ein gewisser Formen­geschmack vorherrschte, die Gefässe meistens eine Politur erhielten, die Verzierungen nicht lediglich eingeritzt, sondern die Linien sorgfältig aus­geglättet wurden, auch der Brand nur ein sehr schwacher war, zeichnen sich die wendischen Gefässe durch Mangel an Formenschönheit, ober-