Bericht über die Sitzung im Bürgersaale des Rathauses.
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Dass unter den Scherben auch noch vereinzelte charakteristisch wendische Stücke, auch Netzsenker und andere Sachen Vorkommen, ist nach dem Gesagten erklärlich.
DieStadtLychen bietet,wieSie aus den 3 hier vorgelegten Photographien ersehen, auch noch mancherlei baugeschichtliches Interesse. Von der um die Zeit der Erbauung der Stadt zuerst errichteten Kirche sind in dem später vergrösserten und restaurierten jetzigen Bau noch Umfassungswände und vermutlich Grabgewölbe vorhanden. Der noch bestehende Stargarder Thor-Turm nebst den angrenzenden Stadtmauerresten, von denen einige Teile zur Zeit in Gefahr des Umfallens stehen, weil der Untergrund gewichen ist, legen Zeugnis ab von der einstigen Festigkeit dieses brandenburgischen Grenzplatzes. Dabei geben die die Stadt ein- schliessenden Seeen und die umgebenden kräftig bewaldeten Höhen der Gegend auch einen eigenartigen landschaftlichen Reiz, so dass ich der Gesellschaft gelegentlich einen Ausflug dorthin empfehlen möchte, bei welchem zugleich das nahe frühere Kloster Himmelpfort mitbesucht werden könnte.
11. Hierauf hielt der I. Beisitzer Dr. Carl Bolle den angekündigten Vortrag, der mit grossem Beifall aufgenommen wurde; der Vortrag folgt weiter unten.
12. Der erste Schriftführer Ferdinand Meyer besprach alsdann eine Anzahhl der von dem Yereinsmitgliede Rentier Burkhardt ausgelegten kolorierten Kupferstiche in Stammbuchformat, deren Titelblatt die Widmung trägt: „Erinnerungen, der Freundschaft und den glücklichen Stunden der Vergangenheit geweiht.“ Es bilden diese Vorlagen (34 an der Zahl) indess nur den Bruchteil eines Werkes, das, wie aus der Numerierung hervorgeht, mindestens 124 Blätter umfasste. VeiTeger war der Kunsthändler L. W. Wittich, Oberwallstrasse, Ecke der Jägerstrasse No. 33 (damals No. 12), woselbst jetzt das Parfümerie-Geschäft von Treu & Nuglisch etabliert ist.
Wittich gehörte seit dem Jahre 1815, neben Lüderitz (Königstrasse 37), Schiovanelli (U. d. Linden 33) und Schropp (Königstrasse 64) zu den namhaftesten der damaligen zwölf „Kunsthändler mit Gemälden und Kupferstichen“. Er war zugleich Zeichner, Kupferstecher und akademischer Künstler, kann also auch der Stecher jener „Erinnerungsblätter“ gewesen sein.
Im Jahre 1815 finden wir die graphische Kunst durch nicht weniger als 45 Stecher vertreten; unter ihnen noch Daniel Berger, Heinrich Meil (ein Schüler Chodowiecki’s), Henne, Jügel, die beiden Cal au, Meno und Peter Haas (den vier letzteren verdanken wir insbesondere wertvolle Berliner Ansichten) ferner Bollinger, F. Bolt und Professor Buchhorn.