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Bericht über die Sitzung im Btirgersaale des Rathauses.
Was nun jene „Erinnerungsblätter“ betrifft, so gemahnen dieselben mit ihren sentimentalen Darstellungen an eine voraufgegangene Blütezeit der Schäferspiele und Freumlschaftstenipel. End weil sie das Gemüts- leben, wenigstens der noch „weichgestinnnten Seelen“ aus der Zeit unmittelbar nach den Befreiungskriegen wiederzuspiegeln scheinen, sind sie für uns immerhin von Interesse.
13. Am Schluss der Sitzung verkündete der Vorsitzende das Resultat der Wahl des Ausschusses. Es sind die zehn bisherigen Mitglieder wiedergewählt: Geh. Seehandlungsrat Dr. Schubart, Geh. Rat Professor Liebenow, Rentier Alfieri, Geh. Baurat Bluth, Gustos Buchholz, Privatdozent Dr. Galland, Landesbaurat Langen, Major z. D. von Maltiz, Oberlehrer Dr. Matzdorff und Director Dr. Reinhardt. Dazu treten neu hinzu: ordentlicher Lehrer W. Hartwig und Prof. Dr. Arthur Krause.
Nach der Beendigung der Sitzung fand ein geselliges Zusammensein im Ratskeller statt.
Der Storch in der Mark*)
Von
Carl Bolle.
Hic verdat natalis avis prolemque ministret.
(Tibull.)
Die Jahreszeit ist da, in der mit dem sprossenden Grün erster Frühlingstage der Storch wieder bei uns eintrifft; und von ihm sollen unsere heutigen Betrachtungen handeln.
Niemand wird abstreiten, dass er ein stattlicher Vogel, von Alt und Jung gekannt und geliebt, sei. Er ist aber, wie Moll, jener ver- ständnissvoile Rosselenker, der einen unserer grössten Ileimatkundigen einmal den Rauenschen Bergen zufuhr, es tiefsinnig ausgesprochen hat, auch ein höchst anspruchsloser Vogel, darum weil er, dem die ganze Welt offen steht, es dennoch nicht verschmäht immer wieder ins Bees- kow-Storkowsche zu kommen.
Das wollen gerade wir, denen die Liebe zum märkischen Sand an’s Herz gewachsen ist, ihm doppelt hoch anrechnen. Giebt es nicht auch unter uns Solche, denen die weite W r elt offen gestanden hätte, die aber trotzdem von der lieben, wenn auch in manchen Stücken anfechtbaren Heimat sich nicht auf immer trennen mochten!
*) Vortrag vor der Versammlung am 25. April gehalten unter dem Titel; „Ein menschenfreundlicher Vogel.“